Abenteuer Selbstständigkeit – Konrad fertigt in seinem Atelier Maßschuhe an

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Meike Rathsmann
Junger Mann in Atelier fertig Maßschuhe.
Konrad hat vor einem halben Jahr sein Atelier in Pirmasens eröffnet.
Schuhmacher schleift Schuhsohle passgenau.
“Das Acht-Stunden-Prinzip stößt mir einfach auf. Ich möchte nicht irgendwo sein und warten, wenn mal nichts los ist. Das ertrage ich nicht.“
Leder wird mit Nägeln an Sohle fixiert.
Ein Paar Maßschuhe kostet rund 1400 Euro. Sie herzustellen dauert ungefähr eine Woche.
Schuhmacher mit verrückt aussehendem Modell.
Konrad gewann bei einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für das verrückteste Schuhdesign den 3. Platz.
Schuhmacher betrachtet seinen halb fertigen Maßschuh.
„Ich möchte mir gerne ermöglichen, dass ich irgendwann in jeder Woche ein Paar Schuhe bauen kann hier in meiner Werkstatt. Das wäre ein schönes Leben, denke ich.“

Ich mag einfach, mir was auszumalen, vorzustellen und das zu planen. Und das am Ende, wenn ich es dann mit meinen Händen hergestellt habe, wirklich vor mir zu sehen. Das ist was Befriedigendes.

Nach der Schule lässt sich Konrad erst mal zum orthopädischen Schuhtechniker ausbilden. Doch nach ein paar Jahren möchte er sich verändern, der Beruf ist ihm nicht kreativ genug. Er möchte selbst gestalten. Deshalb zieht er weit weg von seiner Heimat Usedom nach Pirmasens. Denn hier gibt es die einzige Schuhfachschule Deutschlands. Bei einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb gewinnt sein Modell den dritten Platz als verrücktestes Design.

Nach dem Studium bekommt er bei einem großen Pirmasenser Industrieunternehmen eine Stelle. Doch die Routinen beginnen ihn zu langweilen, er hat das Gefühl, mehr zu können, als er hier anwenden darf. „Ich wollte halt damit durchstarten mit meinem Wissenspaket.“

Als unter seiner Wohnung jemand auszieht, mietet er die Räumlichkeiten an, renoviert sie selbst, kündigt und macht sich selbstständig. Einige Maschinen stammen aus ehemaligen Schuhfabriken, er kauft sie über Freunde oder im Internet und lässt sie restaurieren. „Ich mag den Charme der alten Maschinen. Ich mag die grobe Optik. Die Zahnräder sind nicht aus Kunststoff, sondern aus Stahl. Man kann sie leichter reparieren.“

Als Maßschuhmacher ist er nun erstmals sein eigener Chef

Designt die Modelle, misst die Füße aus und fertigt aus vielen verschiedenen Materialien Schuhe, die passgenau und Einzelstücke sind. „Ich kann arbeiten, wann ich möchte. So viel wie ich möchte und kann mir den Tag selbst gestalten. Ich habe das alles selbst in der Hand. Das ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Manchmal ist es auch knapp. Aller Anfang ist schwer.“

Weil die Mieten in Pirmasens sehr günstig sind, kommt er über die Runden. Auch weil er neben Maßschuhen wieder orthopädische Schuhe fertigt. Dennoch: für Konrad hat sich der Schritt in die Selbstständigkeit gelohnt.

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Das Problem ist, wie im Handwerk allgemein: Es will keiner mehr dreckig werden, es will keiner mehr bei Wind und Wetter draußen sein.
Hans-Peter, 70, Hufschmied aus Aichwald
Eigentlich ist Hans-Peter schon längst im Rentenalter, aber aufhören will der Hufschmied noch nicht so richtig. „So zweimal in der Woche, 2-4 Pferde, mehr will ich nicht. Und mehr lässt auch meine Frau nicht mehr zu“, sagt er lachend. Was ihn an seinem Beruf glücklich macht, hat er uns erzählt: „Man hat mit Lebewesen zu tun. Man hat eine Verantwortung gegenüber den Lebewesen.“
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Neben seiner Liebe zu seinem Handwerk gibt es aber noch eine zweite Sache, die ihn weiterarbeiten lässt: Der Nachwuchsmangel. Der 70-Jährige beobachtet: „Die Eltern wollen für ihre Kinder immer, dass es ihnen besser geht als ihnen selbst. Die sollen nichts mehr arbeiten, die sollen nur noch am Computer sitzen im Warmen und die Tasten drücken und das funktioniert bei uns nicht.“
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Meike Rathsmann