Wie Pfullinger Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Stadt retteten

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Die Pfullinger Wäschereibesitzerin Sofie Schlegel und viel andere mutige Frauen aus Pfullingen haben am Ende des Zweiten Weltkrieges ihre Stadt und viele Menschenleben gerettet. Hier ihre Geschichte.

8. Mai – Tag der Befreiung: Vor 70 Jahren ergab sich die deutsche Wehrmacht bedingungslos. Der Zweite Weltkrieg und die Herrschaft der Nationalsozialisten waren zu Ende.

Wer hat gegen die Nazis Widerstand geleistet? Die Geschwister Scholl und ihre Flugblattaktionen, Georg Elser, der versucht hatte, Hitler mit einer selbstgebastelten Bombe zu töten und das Stauffenberg-Attentat. Ein paar Namen, die wir heute noch kennen.

Aber auch, wenn die Nazis von vielen Deutschen unterstützt oder zumindest mitgetragen wurden, gab es – vor allem in den letzten Kriegstagen – kleine Proteste und Ungehorsam gegen die NS-Führungsriege. Die hatte, selbst als der Krieg längst verloren war, die Parole ausgegeben, dass bis zum bitteren Ende gekämpft werden muss.

Die Heldinnen von Pfullingen

In Pfullingen, am Fuß der Schwäbischen Alb, wollte NS-Stadtkommandant Julius Kieß diesen Befehl durchziehen. Panzersperren am Ortseingang sollten eine letzte Bastion gegen die nahende französische Armee sein. Doch die Bürgerinnen der Stadt wussten: Orte, die sich wehren, wurden meist erst recht von den Alliierten zerstört.

Brigitte, Enkelin der Pfullinger Wäschereibesitzerin Sofie Schlegel, erklärt: „Die haben die Schnauze voll gehabt. Es gab fast keine Männer mehr. Die ganzen Söhne waren im Krieg. Die wollten den Kieß überreden, dass Pfullingen friedvoll übergeben wird.“ Überreden ließ er sich nicht und so kam es zu einem Aufstand. Ein riesiger Trupp Frauen marschierte vor das Rathaus und skandierte lautstark den Namen des NS-Kommandanten – sie ließen sich selbst von dessen Schießbefehl nicht vertreiben. Sie brachten es so weit, dass Kieß wohl aus dem Fenster des Rathauses die Flucht ergriff und die Frauen die Panzersperren abbauen konnten.

‚Ich würde mich selbst als arm bezeichnen.‘

Tine muss im Monat mit wenigen hundert Euro über die Runden kommen. Die 39-Jährige ist körperlich krank und hat seit vielen Jahren eine wiederkehrende Depression. Sie arbeitet an einem ‚geschützten Arbeitsplatz‘ und bekommt Erwerbsminderungsrente.

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SWR