Vater pflegt Tochter. Kai gibt für die schwer behinderte Ariéla seinen Job auf

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Sarah Wilk

Das ist genau das, worum es geht, dass Ariéla glücklich ist, dass sie ein schönes Leben haben kann und darf. Das ist ein ganz wichtiger Punkt für unsere Familie.

Kais Tochter Ariéla ist mit einem Gendefekt auf die Welt gekommen. Sie ist schwer gehbehindert, kann nicht sprechen und leidet an Epilepsie. In schlimmen Phasen hat sie mehrmals täglich einen Krampfanfall, einige davon sind lebensbedrohlich.

Die 13-Jährige hat die höchste Pflegestufe und muss rund um die Uhr intensiv betreut werden

Bis November vergangenen Jahres hat sich ein Team von Pflegern und Krankenschwestern um sie gekümmert. Doch der Pflegedienst hatte kein Personal mehr und musste der Familie kündigen. Verzweifelt hat sie eine neue Pflegekraft gesucht, ihren Hilferuf auch auf Social Media gepostet. Vergeblich. Diese Notsituation haben sie kommen sehen.

Kai hat sich deshalb die letzten zehn Jahre auf die Betreuung seiner Tochter vorbereitet und beruflich umgeschult. Eigentlich ist er studierter Elektrotechniker, war sogar selbstständig. Doch als klar war, das Ariéla ohne Unterstützung nicht leben kann, entscheidet die Familie, dass Kai seinen Job aufgibt. Er machte eine Ausbildung zur Kindertagespflege- und Sprachförderkraft. Zuletzt sogar eine Ausbildung zum Erzieher, die er Ende letzten Jahres abbrechen musste, um als Integrationskraft für Ariéla zu arbeiten.

Seit Dezember begleitet er sie jeden Tag in die Schule

Er ist von 7 bis 15 Uhr Integrationskraft. Danach pflegender Papa. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche ist er für Ariéla da. Die 13-Jährige profitiert von der Situation. Statt ständig wechselnder Pfleger hat sie kontinuierlich ihren Vater um sich herum. Beim Lernen macht sie so größere Fortschritte. Und Kai will sein Wissen nutzen, um ihr das Sprechen beizubringen.

„Wir sind jetzt an einem Punkt, wo es für uns gibt kein Zurück mehr gibt“, sagt Kai. Für ihn und seine Familie ist klar, er wird Ariéla bis zum Schulende in sechs Jahren begleiten.

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46 Jahre im gleichen Job: Hufschmied Hans-Peter

Das Problem ist, wie im Handwerk allgemein: Es will keiner mehr dreckig werden, es will keiner mehr bei Wind und Wetter draußen sein.
Hans-Peter, 70, Hufschmied aus Aichwald
Eigentlich ist Hans-Peter schon längst im Rentenalter, aber aufhören will der Hufschmied noch nicht so richtig. „So zweimal in der Woche, 2-4 Pferde, mehr will ich nicht. Und mehr lässt auch meine Frau nicht mehr zu“, sagt er lachend. Was ihn an seinem Beruf glücklich macht, hat er uns erzählt: „Man hat mit Lebewesen zu tun. Man hat eine Verantwortung gegenüber den Lebewesen.“
Nachwuchsmangel im Handwerk
Neben seiner Liebe zu seinem Handwerk gibt es aber noch eine zweite Sache, die ihn weiterarbeiten lässt: Der Nachwuchsmangel. Der 70-Jährige beobachtet: „Die Eltern wollen für ihre Kinder immer, dass es ihnen besser geht als ihnen selbst. Die sollen nichts mehr arbeiten, die sollen nur noch am Computer sitzen im Warmen und die Tasten drücken und das funktioniert bei uns nicht.“
Ohne Pferde geht es nicht
Für ihn käme das nicht in Frage – die Arbeit mit den Pferden, auch der Umgang mit seinen Kunden – Hans-Peter liebt seinen Beruf. „Ich mache das eigentlich nicht wegen dem Geldverdienen, das ist eine Passion. Ich kann nicht ohne.“

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