Wie sich die biodynamische Wein-Anbauform vom herkömmlichen Bio-Anbau unterscheidet und was genau sich dahinter verbirgt, hat uns Johannes Hoffmann erzählt. Er ist Winzer aus Vaihingen an der Enz.
SWR1: Was macht einen Wein zu einem biodynamischen Wein?
Johannes Hoffmann: Einmal gibt es eine Zertifizierung, die quasi "on top" auf die Bio-Zertifizierung kommt. Aber man kann natürlich auch ohne eine Zertifizierung biodynamisch arbeiten. Das bedeutet, wir versuchen den ganzen Betrieb als einen Organismus zu betrachten. Die biologische Zertifizierung wird vorausgesetzt und zusätzlich arbeiten wir mit bestimmten Präparaten, um unsere Böden sehr lebendig zu gestalten und unsere Pflanzen zu unterstützen.
Und wir wollen auch sehr wenig in den Betrieb einführen. Will heißen, wir versuchen das, was da ist, selbst zu nutzen und den Prozess mit wenig Zusätzen zu gestalten. Es ist einfach wichtig, dass das Handwerk im Vordergrund steht und dass man so naturnah wie möglich Wein produziert.
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Weinanbau so naturnah wie möglich
SWR1: Sie haben schon die Präparate angesprochen. Beispielsweise wird Kuhdung in Hörner gefüllt, sechs Monate im Boden vergraben und dann auf die Reben gesprüht. Das klingt für jemanden, der damit nicht vertraut ist, sehr esoterisch…
Hoffmann: Bei dem Hornmist-Präparat ist es tatsächlich so, dass wir frischen Kuhdung in ein Horn füllen und über die Wintermonate vergraben. Es ist wissenschaftlich belegt, dass es einen sehr positiven Effekt hat, vor allem auf die Mikroorganismen in unserem Boden. Es ist kein Hokuspokus.
Es ist wissenschaftlich belegt, dass es das Mikrobiom fördert, also die Vielfalt unserer ganzen Mikroorganismen. Das sind hauptsächlich Bakterien und Pilze im Boden, die dadurch sehr positiv angeregt werden, genauso wie auch das Wurzelwachstum, was unglaublich wichtig für unsere Pflanzen ist.
SWR1: Wie sieht ein biodynamischer Weinberg aus?
Hoffmann: Es ist jetzt nicht grundlegend unterschiedlich, aber wir versuchen, sehr vielfältige Begrünungen in unseren Flächen zu haben. Offene, braune Böden gibt es in einem biodynamischen Weinberg normalerweise nicht. Es sollte eine gewisse Vielfalt vorhanden sein, es darf gerne kreuchen, fleuchen und blühen. Uns ist wichtig, dass wir unsere Böden, und damit natürlich unsere Pflanzen, entsprechend schonen und pflegen.
Weitere Informationen zur Biodynamic Wine Fair in Mainz.
Das Interview führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.