Gespräch

High nach Ostern: Was kommt nach der Cannabis-Legalisierung?

Stand
INTERVIEW
Frauke Oppenberg

Der 1. April wird eine Zäsur in der deutschen Drogenpolitik markieren: Erwachsenen wird der Besitz von 25 Gramm Cannabis erlaubt, bis zu 50 Gramm aus Eigenanbau. Privat dürfen drei Pflanzen angebaut werden. Die Historikerin Helena Barop hält es für unwahrscheinlich, dass der Drogenkonsum schlagartig in die Höhe schnellt.

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Teillegalisierung wird Drogenkonsum nicht fördern

Helena Barop ist der Meinung, dass Cannabis keine Einstiegsdroge ist und dass durch die Teillegalisierung der Jugendschutz besser gewährleistet wird. Wissenschaftlich sei nicht belegbar, „dass irgendein Zusammenhang besteht zwischen dem Konsum von Cannabis und härteren Drogen.“ Die Zahlen stimmen auch mit Erfahrungen in anderen Ländern überein.

Die Freiburger Historikerin Helena Barop hat mit einer Arbeit zur amerikanischen Drogengeschichte promoviert und daraus ein Buch für ein größeres Publikum gemacht: „Der große Rausch – Warum Drogen kriminalisiert werden, eine globale Geschichte vom 19. Jahrhundert bis heute.“

Besserer Schutz für Jugendliche

Bisher werde Cannabis unkontrolliert auf dem Schwarzmarkt gehandelt, sagt Barop. Dadurch seien die Jugendlichen gar nicht geschützt. „Jugendliche kaufen oft das, was sie bekommen, nicht das, was sie kaufen wollten. Durch die Teillegalisierung wird hoffentlich der Schwarzmarkt schrumpfen“, sagt Barop.

In den letzten Jahrzehnten sei die Angst vor Drogen immer mehr geschürt worden, es seien auch immer härtere Strafen verhängt worden. Mit dem neuen Gesetz werde eine neue Richtung eingeschlagen. Barop hofft, „dass nun Ängste abgebaut werden, und dann wäre die Hoffnung, dass man zu einem besseren und faktenbasierten Umgang mit Cannabis kommen könnte.“

Drogen und Gesellschaft

SWR Science Talk Die Geschichte der Kriminalisierung von Drogen

Warum ist Alkohol nicht verboten, andere Rauschsubstanzen jedoch schon? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Historikerin und Autorin Helena Barop.

SWR2 Wissen SWR2

Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Pilze, LSD und ihre bunten Versprechen: Wohin führt uns der Hype um psychedelische Substanzen?

Psychedelische Retreats sind gerade so populär, dass sogar Schauspielerin und Wellness-Guru Gwyneth Paltrow dafür wirbt. Dabei geht es nicht um den Konsum von MDMA oder Magic Mushrooms für das reine Vergnügen. Stattdessen soll das Bewusstsein so geweitet werden, dass Traumata und Ängste verarbeitet werden können.

„Ich bin mir nicht sicher, ob das doch ein Hype ist, der in fünf bis sechs Jahren durch sein könnte“, sagt, trotz des medialen Rummels, Robert Feustel, Experte für die Kulturgeschichte von Rausch und Drogen. Viele Besucher*innen nutzten solche Retreats als Methode zur Selbstoptimierung, um den alltäglichen Wahnsinn der Leistungsgesellschaft zu kompensieren. “Aber wir sollten nüchterne Wege finden, die egozentrische kapitalistische Ausbeutungswelt zu verändern.“

In der Geschichte sei die Kontrolle des Drogenkonsums nie eine Frage des Gesundheitsschutzes gewesen, meint Feustel. Es sei dabei, vor allem in den USA, immer um die Gängelung von Minderheiten und Jugendkulturen gegangen. In der Debatte um den neuen Hype um Psychedelika sei es also mindestens genauso wichtig, langsam von einer Stereotypisierung aller Drogenkonsumenten wegzukommen: “Wichtig ist, ein anderes Reden über Drogen in der Gesellschaft zu etablieren.“

Für psychiatrische Behandlungen könnte die Rückkehr der Psychedelika aber sehr wohl positive Folgen haben. Bereits in den 60er- und 70er-Jahren habe man die positiven Effekte von LSD oder MDMA auf psychisch Erkrankte erforscht, erklärt Feustel.

Vielleicht gibt es sie also doch, die schöne neue Welt der Psychedelika?

Schreibt uns mit Anregungen, Kritik und Themenideen an kulturpodcast@swr.de.

Hosts: Christian Batzlen und Pia Masurczak
Showrunner: Giordana Marsilio

Die Kiyumi-Retreats von Amit Elan in den Niederlanden könnt ihr euch hier anschauen http://Kiyumi.org

Der psychedelic turn, geht’s dabei um Ekstase oder Kommerz? Philipp Hanske im Interview zu seinem aktuellen Buch „Ekstase der Gegenwart”, geschrieben zusammen mit Benedikt Sarreiter: https://www.swr.de/swr2/literatur/neues-buch-ekstase-der-gegenwart-ekstase-ist-ein-zustand-der-allen-menschen-vertraut-ist-100.html

In Deutschland ist der Hype noch nicht ganz so angekommen, wie in den USA. Immerhin, auch hier gibt es Bewegung in Sachen Legalisierung von Cannabis. Robert Feustel zur Legalize it-Debatte findet ihr hier im Interview: https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/verbote-bauen-ein-mysterium-rund-um-drogen-auf-cannabis-legalisierung-kommt-100.html

Das Buch von Robert Feustel, „Ein Anzug aus Strom”, findet ihr hier: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-09575-8

Debatte um die Cannabis-Legalisierung

Drogenpolitik Kommentar: Legalisierung von Cannabis auf dem richtigen Weg

Der Bundesrat hat heute den Weg für eine teilweise Legalisierung von Cannabis in Deutschland freigemacht. Besitz und Anbau der Droge sind damit zum 1. April für Volljährige mit Vorgaben erlaubt. Über das Gesetz wurde und wird immer noch kontrovers diskutiert.

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Forum Legalisierung von Cannabis – Neustart in der Drogenpolitik?

Norbert Lang diskutiert mit
Prof. Dr. med. Derik Hermann, Suchtmediziner und Chefarzt im Therapieverbund Ludwigsmühle
Dr. med. Marianne Klein, Ärztliche Direktorin Klinikum Schloss Winnenden
Georg Wurth, deutscher Hanfverband

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Feature Gras als Medizin - Wie Deutschland in die Cannabis-Zukunft stolpert

Mit Cannabis tut Deutschland sich schwer. Als Droge ist es grundsätzlich verboten, zu medizinischen Zwecken aber erlaubt. Kann das gutgehen?

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Medizin Legal kiffen: Was Cannabis im Körper auslöst

Kiffen wird ab 1. April legal. Das hat der Bundestag heute beschlossen. Das freut die geschätzt 4,5 Millionen Menschen in Deutschland, die zumindest ab und zu zum Joint greifen. Viele sind aber auch gegen die Freigabe der Droge. Denn ungefährlich ist Cannabis nicht.

SWR2 Impuls SWR2

Medizin Diese Folgen hat der Cannabis-Konsum für das jugendliche Gehirn

Am 1. April soll in Deutschland das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis in Kraft treten. Im Gehirn wirken sich Cannabinoide besonders auf den Stirnlappen aus. Fachleute warnen: Die Hirnentwicklung ist erst mit Mitte 20 abgeschlossen. Starker Cannabis-Konsum kann Halluzinationen auslösen und zu psychotischen Symptomen führen.
Ralf Caspary im Gespräch mit Prof. Rainer Holm-Hadulla, Universität Heidelberg

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Frauke Oppenberg