Dürfen auch Fahrzeuge ohne grüne Plakette wieder in Umweltzonen fahren? In manchen Städten Baden-Württembergs könnte das bald der Fall sein - was nicht überall Anklang findet.

Werte haben sich verbessert

Umweltzonen sollen in acht Städten in BW abgeschafft werden

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In mehreren Städten in Baden-Württemberg will man die Umweltzonen wieder abschaffen, weil sich die Werte verbessert haben. Doch Verkehrsminister Hermann ist noch nicht ganz überzeugt.

In acht Städten in Baden-Württemberg haben sich seit Einführung der Umweltzonen vor 14 Jahren die Feinstaub- und Stickstoffwerte so verbessert, dass sie im kommenden Jahr abgeschafft werden sollen.

In Balingen (Zollernalbkreis) ist die Umweltzone schon vor zwei Jahren aufgehoben worden und die Werte haben sich noch mal verbessert. Vor fünf Jahren waren die Grenzwerte für die Stickoxide in Balingen deutlich überschritten. Es musste eine Umweltzone eingerichtet werden, darüber hinaus wurde aber an weiteren Stellschrauben gedreht. Oberbürgermeister Helmut Reitemann (CDU) erinnert sich: "Wir haben Tempo 30 eingerichtet und Umfahrungen gebaut." So habe es die Stadt geschafft, diese Grenzwerte deutlich zu unterschreiten. Seit die Umweltzone aufgehoben wurde, gelten laut Reitemann aber die anderen Maßnahmen noch und tragen weiter zu einer besseren Luftqualität bei.

Umweltzone könnte in acht Städten in BW fallen

Vermutlich könnte die Umweltzone in acht weiteren Städten im kommenden Jahr fallen, darunter in Karlsruhe, Heidelberg, Schwäbisch-Gmünd (Ostalbkreis) und Wendlingen (Kreis Esslingen). Entschieden ist noch nichts betont Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne): "Die Luftreinhaltepläne sind in Arbeit, aber die Beschränkungen im Verkehr sind ja damit begründet, dass die Luft schlecht ist und man die Grenzwerte nicht einhält." Wenn aber über mehrere Jahre die Grenzwerte gut eingehalten würden, dann sei man gehalten, sie auch aufzuheben, sagt Hermann. Um wirklich sicher zu sein, müsse man zwei oder drei Jahre deutlich unter den Grenzwerten liegen und das ohne Corona und die dadurch entstandene Reduzierung des Verkehrs durch die Arbeit im Homeoffice, so Hermann.

BUND will Reduzierung des KfZ-Verkehrs

Der Naturschutzverband BUND zeigt sich zwar erfreut über die verbesserte Luftqualität. Die Umweltzone alleine sei aber ohnehin nicht der alleinige Heilsbringer in Sachen Luftverschmutzung, so Landesgeschäftsführer Martin Bachhofer: "Für uns ist entscheidend, dass davon nicht die Botschaft ausgeht, dass nun alles in Ordnung wäre." Verkehr sei für den Klimaschutz elementar. So plädiert er zum Beispiel für eine Reduzierung des Kfz-Verkehrs, um diese Ziele zu erreichen.

Dass es mehr braucht als Umweltzonen oder eine modernere Fahrzeugflotte und E-Autos, sieht auch Verkehrsminister Hermann dem eigenen Bekunden nach seit Jahren so. Man sei aber schon auf einem guten Weg: "In einigen Städten hat natürlich der öffentliche Verkehr zugelegt, der Radverkehr hat zugelegt und man hat zum Teil mit Geschwindigkeitsbegrenzungen gearbeitet." Viele Maßnahmen hätten dazu geführt, das insgesamt die Luft sauberer geworden sei. Und wenn das der Fall sei, bräuchte es irgendwann keine Einschränkungen mehr, hofft der Verkehrsminister. 

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SWR