Krumping

Von L.A. in die ganze Welt

Freestyle-Tanz Krump: Der Hype um einen jungen, urbanen Tanzstil

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AUTOR/IN
Carolin Baumgart

Ein skurriler Tanzstil aus Los Angeles breitet sich weltweit aus: Krump – angesiedelt zwischen Krampfanfall und Wutausbruch. Der Hype um den grenzenlosen und ehrlichen Krump wird befeuert von Stars wie Christina Aguilera und ist auf TikTok ein Hit.

Was ist Krump? 

Auf den ersten Blick erscheint der Freestyle-Tanzstil Krump schnell, expressiv und aggressiv. Das machen die einzelnen Bewegungen wie zum Beispiel „Stomps“ aus, die an ein Aufstampfen erinnern und mit Wut assoziiert werden könnten.

Auch die „Armswings“ und „Jabs“ ähneln aggressiven Schlägen. Sie gehören wie die „Chestpops“, also die Brust blitzartig hochschnellen lassen, zu den wesentlichen Grundbewegungen. Krump-Tänzer*innen erzählen mit ihren Bewegungen Geschichten, sogenannte „Taunts“. 

Krumper „Cyborg“ im Battle bei der European Buck Session 2023 in Düsseldorf: 

Woher kommt Krump? 

Silent Legacy
Krump hat seine Ursprünge in den USA.

Krump ist ein urbaner Freestyle-Tanzstil, der 2002 in der schwarzen Community in Los Angeles entstand. Für viele junge Tänzer*innen, deren Alltag von sozialer Ungleichheit, Gewalt und Rassismus geprägt ist, ist es ein Ventil für ihre Emotionen.

Krump ist also ein Ausdrucksmittel für das, was die Tanzenden beschäftigt und bewegt. Gründer wie Tight Eyez, Big Mijo oder Lil C selbst sehen im Krumping eine Version des Gebets – deuten also ihren Tanz als Anbetung und Preisung Gottes.  

Mitgründer des Krumps „Tight Eyez“ beim Krumpen auf der European Buck Session 2023 in Düsseldorf:  

Warum ist Krump so angesagt? 

indiv
Krumper*innen liefern keine Show ab, sie tanzen sich viel mehr in einen emotional ehrlichen und aufgeladenen Zustand, den sie als „buck“ bezeichnen.

Ein zentrales Merkmal des Tanzes ist das Interagieren mit den Zuschauern. Das Publikum wird in die Tanzgeschichte mit einbezogen und zum Mitmachen animiert.

Durch diesen „Hype“ kommt es zum intensiven Energie-Austausch, der es den Tanzenden ermöglicht, die eigenen körperlichen oder mentalen Grenzen zu überwinden. All das macht Krump einzigartig. 

Krumperin „Queen Naab“ beim Tanzen und in Interaktion mit dem Publikum: 

Besonders extreme Beteiligung des Publikums bei einem Auftritt des Krumptänzers „Gritchka“ beim Performen gegen seinen Battlepartner „Monsta NY“ auf der EBS-Weltmeisterschaft in Düsseldorf: 

Wie hat sich Krump verbreitet? 

Krump wurde erst durch den Dokumentarfilm „RIZE“ (2005) auch außerhalb der USA bekannt. Fragt man die erste Generation von Krump-Tänzer*innen in Europa, wie sie dazu gekommen sind, antworten wahrscheinlich mehr als die Hälfte, dass sie „RIZE“ gesehen haben und auch krumpen wollten.

Der Trailer zu „RIZE“:

Auch die Musikindustrie wurde auf Krump aufmerksam. Künstler*innen wie Missy Elliot, die Black Eyed Peas oder Christina Aguilera verwenden in ihren Videos Tanzelemente aus dem Krumping.  

Wie groß ist Krump in Deutschland? 

Seit 2009 findet das weltweit größte Krump-Event, die European Buck Session, kurz EBS, inklusive Weltmeisterschaft und zahlreicher Workshops von renommierten Krumper*innen, im Tanzhaus NRW in Düsseldorf statt.

Krumperin „Nyanui“ im Battle auf der European Buck Session 2022 in Düsseldorf: 

Das Event begann als kleine Street Session, in der sich deutsche Krump-Tanzende trafen und untereinander vernetzten. Mit der Zeit wurde es immer größer. Bei der EBS 2023 saß zum Beispiel der amerikanische Mitgründer des Krumps, Tight Eyez, in der Jury.   

Die deutsche Krumperin und Krump-Weltmeisterin 2018 Yara Atrissha alias „Queen Buckhype“ und ihr mitreißender Krumpstil: 

Wann kommt Krump ins deutsche Theater? 

 

Audio herunterladen (3,8 MB | MP3)

Am 14.11. und 15.11.23 hat das Tanzstück „Silent Legacy“ seine deutsche Erstaufführung im Theater im Pfalzbau Ludwigshafen. Darin tanzt die 10-jährige Adeline Kerry Cruz, die als Wunderkind des Tanzstils „Krumps“ gilt, zusammen mit dem renommierten Freestyler Jr Maddripp und der angesehenen Tänzerin Audrey Merilus.

Sie gehen darin der Frage nach, ob Tanz Generationen, Identitäten und Gemeinschaften überschreiten und verbinden kann.  

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