Ulrike Rosenbach gehört zu den Pionierinnen der Medienkunst in Deutschland. Die Beuys-Schülerin experimentierte in den 1970er Jahren mit dem neuen Medium Video. Dabei thematisierte sie auch ihre Rolle als Frau und Mutter – selbstbewusst und provokant. Jetzt zeigt das ZKM in einer Werkschau das vielfältige Schaffen von Ulrike Rosenbach.
Fluxus-Bewegung als Inspiration
Auf dem Boden liegt eine Schicht Salz, dahinter steht eine große Video-Leinwand. Die Installation greift auf eine der früheren Arbeiten von Ulrike Rosenbach zurück. Als sie als junge Künstlerin mit dem damals noch neuen Medium Video experimentierte.
Ursprünglich hatte Ulrike Rosenbach an der Kunstakademie Düsseldorf Bildhauerei studiert, war Schülerin von Joseph Beuys. Vieles war damals im Auf- und Umbruch.
Ulrike Rosenbach kam in Berührung mit Fluxus und Body Art, setzte oft ihren eigenen Körper ein. Immer wieder wollte sie Fotos und kleine Filme von ihren bildhauerischen Arbeiten machen. Aber die Fotografen und Kameraleute arbeiteten nicht so, wie sie sich das vorstellte, sagt die Künstlerin.
Als alleinerziehende Mutter Kunst machen
So entstanden schon Anfang der 1970er Jahre ihre ersten Videoarbeiten. Mit feststehender Kamera in ihrem eigenen Studio. Und oft mit ihrer kleinen Tochter. Die Situation als alleinerziehende Mutter, ihre Rolle als Frau und Künstlerin macht Ulrike Rosenbach zum Thema ihrer künstlerischen Arbeit.
Wie zum Beispiel in dem Video „Einwicklung mit Julia“ aus dem Jahr 1972, bei dem die Künstlerin ihre kleine Tochter auf dem Schoß hat und ihre beiden Oberkörper mit Mullbinden fest zusammenbindet. Oder in dem Video „Mutterliebe“.
Ulrike Rosenbach schreibt Medienkunstgeschichte
Diese und andere frühe Video-Arbeiten von Ulrike Rosenbach gehören heute zum Kanon der Medienkunstgeschichte. Ulrike Rosenbach sorgte aber auch in den 1970er Jahren schon für Aufmerksamkeit, wurde zur documenta 6 und 8 eingeladen.
Wichtige Impulse bekam sie durch Kontakte in die USA, wo sie am renommierten California Institute of the Arts einen Lehrauftrag bekam. Immer mehr rückten damals stereotype Frauenbilder aus der Kunstgeschichte und der Popkultur in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten.
Stereotype Frauenbilder werden dekonstruiert
So entstanden ganze Foto- und Videoserien zu Botticellis Venus oder auch die berühmte Fotomontage „Art is a criminal action“, in der sie sich breitbeinig mit Jeans und dem Colt im Anschlag als Cowgirl neben Elvis Presley präsentiert.
Diese und andere Motive hat Ulrike Rosenbach immer wieder in ihren Arbeiten aufgegriffen und weiterentwickelt. In ihren jüngsten Arbeiten beschäftigt Rosenbach sich immer mehr mit dem Umgang des Menschen mit der Natur.
Die große Retrospektive im ZKM gibt mit über 120 Werken einen hervorragenden Überblick über das vielfältige Werk von Ulrike Rosenbach, ihre Themen und wichtigsten Motive, ihre künstlerische Entwicklung – und beweist, dass sie sehr viel mehr ist als lediglich eine Pionierin der Videokunst.
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