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Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur.

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SWR Kultur

Der Podcast spürt dem hinterher, was wichtig bleibt vom aktuellen Kulturgeschehen. Was sagt das Gegenwartskino aus über unser Verhältnis zum Militär? Warum erscheinen zurzeit so viele autobiografische Romane? Was machen NFTs mit dem Kunstmarkt? Autorinnen und Autoren aus der SWR Kultur-Redaktion Aktuelle Kultur verfolgen den Zeitgeist, mal feuilletonistisch, mal nüchtern auf den Punkt, immer interessiert. Schlicht: Die Seite 3 unter den Podcasts!

  • Science Fiction und Design: Wie sieht unsere Zukunft aus?

    Der Weltraum hat vor allem die Zukunftsvorstellung in den 60er- und 70er-Jahren geprägt. Schriftsteller*rinnen und Filmemacher*innen begannen damals, Science-Fiction-Szenarien zu entwerfen; die vielleicht bekanntesten, darunter natürlich die verschiedenen Star Trek-Serien. Darin entstand ein ganzes Design-Universum mit Innenausstattungen, die heute Klassiker sind. Irgendwo zwischen pragmatischer Form und bunter Fantasiewelt. Was ist vom utopischen Gehalt dieser Zukunftsdesigns damals geblieben und welche Ideen haben und brauchen wir heute als Gesellschaft?

    „Die Neugierde für das Unbekannte, für neue Technologien bleibt heute noch aus dieser Zeit“, meint Susanne Graner, die die Ausstellung „Science Fiction Design“ vom Vitra Design Museum mit kuratiert hat. Auch im Design zeige sich diese Neugierde in einer immer wiederkehrenden Lust, mit neuen Materialien zu arbeiten und Formen auszuprobieren.

    Allerdings war damals das Zukunftsbild sehr positiv konnotiert, sagt sie. Es wurden Utopien geschaffen. Heute hingegen gehe es mehr um zukünftige Dystopien, erklärt Friedrich von Borries, Professor für Designtheorie und kuratorische Praxis an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. „Die Szenarien, die wir heute haben, sind beklemmender und weniger begeisternd“, sagt er.

    Statt um die Entdeckung fremder Planeten geht es heute um die Eroberung einer virtuellen Welt: Das Metaverse. Eine tolle Möglichkeit für Gesellschaftsentwürfe, sagt Susanne Graner. Das, was das Metaverse gerade anbiete, sei „echt nicht aufregendes“, kontert Friedrich von Borries. Denn es gebe reelle Räume, wie zum Beispiel historische Orte und Gebäuden, die „aufregendere und abgefahrene Räume als das Metaverse erzeugen“.

    Wie schaut für euch die Zukunft aus? Habt ihr bereits tolle Möbelstücke aus der Zukunft? Schickt uns eure Meinungen per E-Mail an kulturpodcast@swr.de.

    Host: Christian Batzlen, Pia Masurczak
    Showrunner: Giordana Marsilio

    Links:
    Fan-Seiten mit Design-Klassikern aus Star Trek gibt es viele, Star Trek + Design ist eine besonders schön aufbereitete: https://star-trek.design/
    Ausstellung „Science Fiction Design: Vom Space Age zum Metaverse”: http://www.design-museum.de/de/ausstellungen/detailseiten/science-fiction-design.html
    Friedrich von Borries – „Stadt der Zukunft“ https://www.fischerverlage.de/buch/friedrich-von-borries-benjamin-kasten-stadt-der-zukunft-wege-in-die-globalopolis-9783596704323

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  • GEN Z wählt AfD: Wie gefährlich ist TikTok?

    Fast ein Viertel der 14- bis 29-Jährigen würde laut einer Jugendstudie die AfD wählen – eine beunruhigende Erkenntnis, die viele Fragen aufwirft. Eine davon ist die Rolle von TikTok, wo zwei Drittel der jungen Wählerschaft aktiv sind.

    Die Plattformlogik, die auf Dualismus, emotionalisierten Inhalten und komprimierten Botschaften basiert, könnte der AfD in die Hände spielen. Mit 400.000 Followern nimmt die Partei eine dominante Stellung auf TikTok ein, während andere Parteien versuchen, nachzuziehen. Doch wie kann man dort authentisch und überzeugend kommunizieren?

    Diese und weitere Fragen diskutieren wir mit Marina Weisband. Sie ist Publizistin, Digitalpolitikerin, Psychologin und bekannt als ehemalige Sprecherin der Piratenpartei, Nun engagiert sie sich bei den Grünen.

    Johannes Hilje, Berater für Politik und Kommunikation, betont die Wichtigkeit für andere Parteien, ebenfalls auf TikTok präsent zu sein. Ein Feld kampflos der AfD zu überlassen, sei riskant. Wichtig sei es, Emotionen zu wecken und demokratische Werte zu kommunizieren – eine Herausforderung.

    Habt ihr bereits Inhalte der AfD auf TikTok gesehen? Was haltet ihr davon?
    Schickt uns eure Meinungen per E-Mail an kulturpodcast@swr.de.

    Host: Christian Batzlen
    Showrunner: Stephanie Metzger

    Links:
    Marina Weisband https://marinaweisband.de/
    Joannes Hilje: https://johanneshillje.de/blog/

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  • Taylor Swift und Co: Wird Popmusik immer flacher?

    Eine Computeranalyse der Uni Innsbruck kommt zu einem bemerkenswerten Schluss: Die Songtexte erfolgreicher Popmusik würden seit 1970 immer simpler. Das heißt, sie verwenden weniger und weniger komplexe Worte, arbeiten viel mit Wiederholungen und sind außerdem grammatikalisch einfach gestrickt. Aber selbst wenn dieser Befund stimmen sollte: Muss denn einfach auch gleich schlecht sein? Und: Kann ein Computer wirklich die Qualität eines Textes erfassen?

    Der Medien- und Literaturwissenschaftler Jörn Glasenapp ist da skeptisch. Sein Gegenbeispiel für die steile These der Studie ist der erfolgreichste Popstar unserer Zeit: Taylor Swift. “Komplexe Inhalte kann man nicht mehr brauchen”, glaubt wiederum die Musikerin Charlotte Brandi (ehemals Mitglied der Band “Me And My Drummer”). Der Kapitalismus habe uns so fest im Griff, dass sich die Texte den Vermarktungslogiken von Spotify und Co. unterwerfen müssten. Einfachheit also für die Verwertbarkeit?

    Vielleicht sind “einfach” oder “komplex” aber auch die falschen Kategorien, um Musik zu bewerten. Wie wird ein Popsong also zu einem guten Song, der viele Menschen berührt?

    Wenn ihr die Entwicklung der Musikindustrie ganz anders wahrnehmt oder Themen habt, die wir uns genauer anschauen sollten, dann schreibt uns eine Mail an kulturpodcast@swr.de.

    Hosts: Pia Masurczak und Philine Sauvageot
    Showrunner: Julian Burmeister

    Links:
    Jörn Glasenapp - “Taylor Swift. 100 Seiten”
    https://www.reclam.de/detail/978-3-15-020709-3/Glasenapp__Joern/Taylor_Swift__100_Seiten
    Charlotte Brandi - “Wind” feat. Dirk von Lowtzow (Tocotronic)
    https://www.youtube.com/watch?v=OE-N8uBNTNI
    Studie der Uni Innsbruck - “Song lyrics have become simpler and more repetitive over the last five decades”
    https://www.nature.com/articles/s41598-024-55742-x

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  • “Toxische Weiblichkeit”: Wie hilfreich sind solche Kategorien?

    Immer freundlich sein, nie Nein sagen, sich um andere kümmern. Das sind Erwartungen, die typischerweise an das weibliche Geschlecht geknüpft sind. Die Autorin Sophia Fritz hat gerade den Begriff der “toxischen Weiblichkeit” in den breiteren Diskurs eingeführt, quasi als Pendant zur "toxischen Männlichkeit".

    Wie sinnvoll aber auch problematisch sind solche Kategorien? Kann man sich denn überhaupt von sozialen Rollen freimachen? Wie sähe ein nicht-toxisches Leben aus?
    Für die Bestsellerautorin Şeyda Kurt hält “toxische Weiblichkeit” das Patriarchat am Leben. Aber wird man mit solchen Werkzeugen den Realitäten gerecht? Der Autor und Video-Creator Ole Liebl findet das Konzept zu binär gedacht. Bestimmte Verhaltensweisen würden damit in starre Geschlechternormen gepresst.

    Wie denkt ihr darüber? Wie schafft ihr es, toxische Anteile bei euch selbst anzugehen? Schreibt uns gern eine Mail an kulturpodcast@swr.de.

    Hosts: Christian Batzlen und Philine Sauvageot
    Showrunnerin: Stephanie Metzger

    Links:
    Sophia Fritz - “Toxische Weiblichkeit”: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/sophia-fritz-toxische-weiblichkeit-9783446279155-t-5192
    Şeyda Kurt: https://www.harpercollins.de/collections/seyda-kurt
    Ole Liebl: https://www.instagram.com/oleliebl/?hl=de

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  • KI übernimmt: Aber die Ästhetik der Stockfotografie bleibt?

    Die Stockfotografie stirbt, doch ihre Ästhetik wird deshalb noch lange weiterleben. Sie geht über in die DNA künstlicher Bild-KIs. Sie sind ihre Grundlage, ihr Trainingsmaterial, ihr Gehirnfutter. Die oft verlachten und oft künstlerisch nicht ernst genommene Gattung trägt uns in die Zukunft mit künstlicher Intelligenz und deren Bildgeneratoren. Zum Ärger des ganzen Berufszweigs.

    In vielen Bereichen der generativen künstlichen Intelligenzen wehren sich Autoren, Medienhäuser, Künstler und Fotografen gegen die Verwendung ihrer Werke, mit denen diese KIs ohne ihre Einverständnisse und finanzielle Beteiligung trainiert werden und zur Supermacht aufsteigen.
    Zahlreiche Gerichtsverfahren wegen Urheberrechtsverletzungen laufen bereits.

    Nicht zuletzt, weil daran gerade im Handumdrehen ganze Berufszweige zugrunde gehen. So zum Beispiel die der Stockfotografen, die während dem Tod ihres Berufsbildes erleben, wie ihre Bildsprache und Ästhetik durch KI unsterblich wird. So die These von Autor Thomas Nolte.

    Die Stockfotografie ist auf den ersten Blick eine Gattung an simplen, unscheinbaren Bildern, um Situationen aller zu bebildern - Männer in Anzügen, Ärztinnen im Patientengespräch und Sport treibenden Senioren. Wer genauer hinschaut, entdeckt in der Stockfotografie jedoch eine komponierte Bildsprache, die es seit dem Barock nicht mehr gab und somit eine wertvolle Sensibilisierung auf die unechten Bilder und Videos in kommenden KI-Zeitalter.

    Ein Blick, den Autor Thomas Nolte in der Buchreihe der digitalen Bildkulturen im Wagenbach-Verlag getan hat. Dabei untersucht er das Bildphänomen der Stockfotografie auf seine ästhetischen, gesellschaftlichen und politischen Dimension.

    Wir sprechen in dieser Folge “Was geht, was bleibt” mit ihm über dieses Spannungsfeld, in der sich die Stockfotografie in diesen Tagen befindet. Und haben im Vorfeld ein Interview mit einem Stockfotografen geführt.

    Unser Podcast-Tipp der Woche: Kehlmanns Helden: Kafka vs. Hiphop
    https://www.ardaudiothek.de/sendung/kehlmanns-helden-kafka-vs-hiphop/13224391/

    Und mehr zum Thema künstliche Intelligenz gibt es jede Woche bei unseren KollgInnen von "Der KI-Podcast"
    https://www.ardaudiothek.de/sendung/der-ki-podcast/94632864/

    Moderation/Redaktion: Christian Batzlen
    Showrunner: Julian Burmeister
    Sendungsmusik: Dirty Laundry von Don Henley

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  • Völlig entgrenzt - Wie stoppt man den Machtmissbrauch im Schauspiel?

    Völlig entgrenzt - Wie stoppt man den Machtmissbrauch im Schauspiel?
    Castings unter vier Augen, im Hotelzimmer. Regisseure, die einem zu nahe kommen. Kollegen, die rumbrüllen und andere klein machen. Wer in der Film- und Theaterbranche Macht hat, der nutzt sie immer noch viel zu oft aus. In der NDR-Doku “Gegen das Schweigen” berichten Betroffene von zweideutigen Angeboten und übergriffigem Verhalten.
    Welches Ausmaß hat der Machtmissbrauch im Schauspiel? Und was muss sich im System konkret ändern? Dafür haben wir mit den Schauspielerinnen Alina Levshin und Melina Pyschny gesprochen, die selbst cholerische Stars am Set, aber auch körperliche Grenzübertritte bis hin zu sexuellem Missbrauch erleben mussten. Lisa Jopt vom Verein ensemble-netzwerk erklärt, wie groß die Abhängigkeiten am Theater sind. Und es wird deutlich: Es braucht nicht nur neue Strukturen, sondern auch mehr Solidarität.
    Gäste: Melina Pyschny, Alina Levshin & Lisa Jopt
    Moderation: Kristine Harthauer & Philine Sauvageot
    Redaktion: Philine Sauvageot & Julian Burmeister
    Weiterführende Links:
    Der geplante Kurzfilm "You Never Know" von Alina Levshin:
    https://www.startnext.com/you-never-know-kurzfilm/mehr-infos
    Die NDR-Doku "Gegen das Schweigen":
    https://www.ardmediathek.de/video/gegen-das-schweigen-machtmissbrauch-bei-theater-und-film/gegen-das-schweigen-machtmissbrauch-bei-theater-und-film/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjMzOTYxM19nYW56ZVNlbmR1bmc

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  • Elitärer Kunstmarkt: Zugang nur für Auserwählte?

    Wer heute Kunst studiert, braucht viel Energie. Nicht nur, um die eigenen künstlerischen Visionen umzusetzen, sondern auch um sich erfolgreich selbst zu vermarkten. Denn von der Kunst leben, das klappt nur bei den wenigsten. Während einige durch hohe Verkaufspreise profitieren, müssen viele andere Nebentätigkeiten nachgehen. Dies zeigt die Diskrepanz im Kunstmarkt und die Notwendigkeit einer Balance zwischen finanzieller Sicherheit und künstlerischer Freiheit.

    Bei unserem Gast Carlo Krone scheint gerade beides zu klappen. Gerade hat der 23-jährige den Nachwuchspreis der art KARLSRUHE gewonnen und ist dort mit der renommierten Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs und mehreren seiner Werke vertreten. Carlo ist zu Gast in dieser Ausgabe von „Was geht – was bleibt?“ und erzählt, wieso er sich von Anfang an neben seinem Studium konsequent auf Instagram als Schaufenster für seine Werke konzentriert hat.

    Unser anderer Gast Kolja Reichert gibt tiefe Einblicke in den Kunstmarkt. Mit seinem Buch "Kann ich das auch?", in dem er 50 Fragen zur Kunst beantwortet, macht er den Kunstmarkt für ein breites Publikum verständlich. Als Chefkurator im K21, einer angesehenen Institution in Nordrhein-Westfalen, weiß er, wie Kunstwerke ihren Weg in bedeutende Sammlungen finden. Reichert erklärt den Prozess: "Man besucht Messen, entdeckt neue Talente wie Carlo und entscheidet dann, ob man eine Ausstellung plant.

    Beide sind sich in der Folge einig: Kunst braucht Begegnung und zwischenmenschlichen Kontakt. Den Vorwurf, dass der Kunstmarkt intransparent sei, mit teilweise nicht nachvollziehbaren Preisen, lassen sie nicht gelten. Was steckt denn nun dahinter, wenn die Kunst des einen im Atelier verstaubt, während die des anderen schon vor Messebeginn teuer verkauft wird? Wieso fragt sich eine Malerin wie Josephine Sagna, ob sie nur der Hautfarbe wegen eingeladen wird? Und welche Kriterien müssen NachwuchskünstlerInnen erfüllen, um den Sprung ins Rampenlicht zu schaffen? Diese Fragen klären wir in dieser Folge.

    Gäste: Carlo Krone | Kolja Reichert
    Moderation: Christian Batzlen
    Redaktion: Christian Batzlen | Julian Burmeister
    Sendungsmusik: "Frolic" von Luciano Michelini

    Unser Podcast-Tipp ist diese Woche:
    True Care - intensive Fälle mit Ricardo Lange
    https://www.ardaudiothek.de/sendung/true-care-intensive-faelle-mit-ricardo-lange/13134177/

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  • KI-Girlfriends und Sexroboter: Wie lieben wir zukünftig?

    Neuere Studien deuten darauf hin, dass junge Männer und Frauen politisch zunehmend auseinanderdriften. Diese Entwicklung wirft Fragen auf: Was geschieht, wenn sie sich auch privat immer weniger verstehen? Könnten Beziehungsprobleme im realen Leben dazu führen, dass Menschen sich künftig verstärkt künstlichen Intelligenzen zuwenden? Immerhin reagieren diese stets positiv: Sie lachen über unsere Witze, erinnern sich an jede Anekdote und widersprechen selten. Und im Falle von Puppen oder Robotern ist dieser KI-Partner immer bereit für sexuelle Interaktionen.

    In der aktuellen Folge von “Was geht, was bleibt” diskutieren wir das (romantische) Zusammenleben mit künstlichen Intelligenzen und die Beziehungen zu Sexrobotern. Zu Gast ist Professor Oliver Bendel, ein Technikphilosoph, der das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine erforscht. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie Sexroboter mit KI in der Zukunft gestaltet sein könnten.

    Steht unsere Beziehungsfähigkeit auf dem Spiel, wenn wir nie ein „Nein“ hören oder keine Kompromisse eingehen müssen? Oliver Bendel betrachtet diese Entwicklung gelassener: Er sieht in KI-Beziehungspartnern eine Chance, Beziehungen spielerisch zu erproben und Fantasien auszuleben – vorausgesetzt, wir können zwischen Spiel und Wirklichkeit unterscheiden.

    Wie würden Sie Ihren idealen KI-Boyfriend oder -Girlfriend programmieren? Schreiben Sie uns gern unter kulturpodcast@swr.de. Über Likes und Bewertungen auf den gängigen Podcast-Plattformen freuen wir uns natürlich auch!"

    Unser Podcast-Tipp der Woche: Der KI-Podcast
    https://www.ardaudiothek.de/sendung/der-ki-podcast/94632864/

    Hosts und Redaktion dieser Folge: Christian Batzlen und Pia Masurczak

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  • Eine Million gegen rechts: Wie macht man Antifaschismus nachhaltig?

    Die Bilder aus München, Berlin, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, Bonn, Köln, Erfurt und vielen, vielen anderen Städten waren beeindruckend. Nach den Enthüllungen um rechte Deportationspläne war das Erschrecken in breiten Teilen der Bevölkerung so groß, dass mehr als eine Million Menschen spontan auf die Straße gegangen sind. Was wird davon bleiben, wenn die erste Welle der Demonstrationen abgeflaut ist?

    Der Journalist und Autor Mohamed Amjahid ist skeptisch: “Für deutsche Verhältnisse ist es erstaunlich, dass überhaupt so viele Menschen auf die Straße gehen." Gerade in Cottbus, in Luckenwalde, aber auch in Baden-Württemberg, wo die AfD auch sehr stark ist, ist das gut. Aber ich würde nicht sagen, es ist fünf vor zwölf, sondern eher viertel nach drei.”

    Gut, dass es diese Protestwelle gibt, sagt Amjahid. “Aber wir müssen auch mal abwarten, was in den nächsten Wochen passiert.” Denn im Gegensatz zu rechtsextremen Gruppen seien progressive Bevölkerungsschichten schlecht organisiert. Eine wirklich breite Bewegung sei auch deshalb so schwierig auf die Beine zu stellen, weil rechtes Gedankengut mittlerweile normalisiert sei, unterstreicht der Journalist.

    “Ich bin jetzt der Party Pooper: Die AfD auf null Prozent zu drücken, wird nicht klappen.” Aber eine Sache hätten die Großdemonstrationen: Es gebe eine Nachfrage nach antifaschistischer Politik. “Das Potenzial dafür zu erkennen, ist eine politische Aufgabe.”

    Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!

    Hosts: Kristine Harthauer und Philine Sauvageot
    Showrunner: Pia Masurczak

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  • Klimakleber und Bauern stören den Verkehr: Wann ist Protest legitim?

    Sie sind sich eigentlich ziemlich ähnlich, die Klima-Aktivist*innen und die Bauern: Beide Gruppen blockieren den Verkehr, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Während die Letzte Generation aber auf Unverständnis und viel Wut trifft, erhalten die Landwirt*innen breite Unterstützung in der Bevölkerung. Wenn es also nicht an den Formen des Protests liegt, woran dann? Wann empfinden wir Protest als legitim und unterstützenswert? Und wann wollen wir uns nicht solidarisch zeigen, auch wenn die Forderungen vielleicht richtig sind?

    Darüber debattieren wir mit dem Konfliktforscher Felix Anders, der meint: Wer über gesellschaftliche Macht verfügt, dessen Forderungen erscheinen uns legitimer. Und wir sollten uns dringend dagegen wehren, dass Rechtsextreme solche Proteste vereinnahmen.

    Was denkt ihr: Nerven euch Straßenblockaden, egal von wem? Wann unterstützt ihr Protest? Schreibt uns an kulturpodcast@swr.de

    Hosts: Christian Batzlen und Pia Masurczak
    Showrunner: Philine Sauvageot

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  • Wir machen Winterschlaf!

    Zumindest einen kurzen: Am 12. Januar sind wir dann mit neuen Debatten aus Kultur und Gesellschaft wieder für euch da. Abonniert "Was geht was bleibt", dann seid ihr immer auf dem Laufenden. Und schreibt uns gern mit Themen, über die wir mit unseren Gästen sprechen solletn! Feedback und Anregungen könnt ihr an kulturpodcast@swr.de schicken.

    Wir freuen uns auf euch!

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  • Endzeit oder Erlösung: Warum wir kurz vor der Apokalypse kurz Luft holen sollten

    Wir haben nur noch 90 Sekunden bis zum Weltuntergang, hat zumindest das Bulletin of the Atomic Scientists im März festgestellt. Jedes Jahr stellen sie die Doomsday Clock neu. Jetzt also nur noch 90 Sekunden und damit näher an der Apokalypse als je zuvor. Wen wundert’s: Krieg in der Ukraine inklusive Drohung mit dem Atomschlag, Krieg im Nahen Osten, Künstliche Intelligenz, das heißeste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen und trotzdem scheinbar keine Fortschritte auf der Klimakonferenz. „Krisenmodus“ hat es wenig überraschend zum Wort des Jahres 2023 geschafft. Also alles Apokalypse? Oder doch mal lieber kurz Luft holen, weil uns die Panik auch nicht weiterhilft?
    Host Pia versucht mit dem Autor und Endzeit-Fachmann Christian Jakob eine gute Zukunft zu denken. Keine leichte Aufgabe im Sturm der aktuellen Berichterstattung. „Ich finde, dass der Blick auf unsere Gegenwart sehr alarmistisch geprägt ist und der Gedanke daran, dass die Zukunft eben doch beeinflussbar und gestaltbar ist, abhandenkommt,“ sagt Jakob. Sich die Apokalypse vorstellen übersteigt zwar einerseits das tatsächliche Vorstellungsvermögen des Menschen, zugleich sind die Bilder dafür lang tradiert. „Vieles, was man an Schuld, Buße und Umkehr im religiösen Kontext hatte, das findet man so auch in der Klimadiskussion heute wieder. Der Mensch hat sich durch seine Wirtschaftsweise gegen die Natur versündigt, die Natur schlägt zurück, die Natur bestraft uns, weil wir eben nicht umkehren, weil wir nicht Buße tun, weil wir an dieser sündhaften Technologie und Wirtschaftsweise festhalten.“
    Demgegenüber, so Jakob, wird übersehen, dass etwa Klimaklagen und die zugehörigen, teils sehr progressiven Urteile tatsächlich Fortschritt darstellen. Sie sind Ausdruck für eine „stark gewachsenen sozialen Bewegung weltweit für Klimaschutz, die es über Jahrzehnte – obwohl das Wissen um den Klimawandel da war – so nicht gab. Das ist nicht Nichts!“ Auch die Kipppunktvokabel aus der Klimadiskussion findet Christan Jakob nicht zwingend produktiv: „Das überfrachtet natürlich die Erwartungen an zum Beispiel Ereignisse wie eine Klimakonferenz oder auch politische Mobilisierung. Die Vorstellung, dass man sich auf etwas sehr Mühsames, etwas sehr Kleinteiliges und auch Langfristiges einstellen muss, ist nicht populär.“
    Den Medien empfiehlt Christian Jakob deshalb ein Nebeneinander von Risikokommunikation und Lösungskommunikation: „Man muss den Leuten schon sagen, wie schlimm es ist, aber auch immer dazu sagen, was man tun kann.“ Das werden kleine Schritte sein. Groß zu denken, kann trotzdem nicht schaden: „Es gibt einen Mangel darin, sich das Ende konkret vorstellen zu können. Aber was es natürlich auch gibt, ist ein großer Mangel an Phantasie, an Vision, an Utopien, wie es besser und anders sein kann.“
    Welche Endzeit-Erzählung fasziniert euch? Und woraus schöpft ihr Hoffnung, dass da doch noch was geht, um unsere Zukunft zu gestalten? Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!
    Host: Pia Masurzcak
    Showrunner: Stephanie Metzger
    Links zur Sendung:
    Christian Jakobs Buch “Endzeit” ist beim Ch. Links Verlag erschienen:
    https://www.aufbau-verlage.de/ch-links-verlag/endzeit/978-3-96289-206-7
    Und wenn ihr wissen wollt, ob die KI uns vernichten wird, weil wir es ihr in unseren Science Fiction-Filmen so gezeigt haben, dann hört in diese Folge von WGWB rein!
    https://www.ardaudiothek.de/episode/was-geht-was-bleibt-zeitgeist-debatten-kultur/duestere-science-fiction-fuehrt-uns-die-ki-wirklich-in-die-apokalypse/swr2/94609538/
    Mehr zum Thema Apokalypse gibt’s außerdem hier:
    https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/151302/kurze-geschichte-der-apokalyptik/
    https://www.fluter.de/heft34
    Unser Podcast-Tipp:
    This Band is Tocotronic
    https://www.ardaudiothek.de/sendung/this-band-is-tocotronic/12819381/

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  • Von Spotify leben: Entsteht gerade ein neues Musikprekariat?

    Der Musikindustrie geht es insgesamt so gut wie lange nicht mehr, besser sogar als zu den Hochzeiten von Schallplatte und CD. Das kommt nur leider bei kleinen und mittelgroßen Bands oft nicht an. Streaming zahlt sich vor allem für die Großen im Geschäft aus. Die meisten Berufsmusiker*innen brauchen deswegen ein zweites Standbein, um über die Runden zu kommen.

    Wie lebt man also heute von der Musik? Geht die typische Selbstvermarktung auf Social Media überhaupt auf? Die Mannheimer Indie-Rock-Band Engin trifft mit ihren Reels offenbar einen Nerv und schafft es, damit auf sich aufmerksam zu machen. Unsere Gäste, der frühere VIVA-Moderator Nilz Bokelberg und die Musikerin und Aktivistin Balbina, sind dennoch skeptisch. Viel zu oft bleibe bei all dem Fokus auf Merch und Konzerte die Musik selbst auf der Strecke.

    Hosts: Christian Batzlen und Philine Sauvageot
    Showrunnerin: Pia Masurczak

    Links:
    ARD-Doku Dirty Little Secrets über Spotify: https://www.ardmediathek.de/serie/dirty-little-secrets/staffel-1/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdFNlcmllcy85N2Q4ZmY0YS0yNDczLTRjYmItOTZhYi02Y2Q2NzQzY2NhMWE/1

    Tourdates, Musik und mehr der Band Engin: https://www.handshake-booking.com/de/artist/engin/
    Website von Balbina: https://www.balbina.fm/
    Website von Nilz Bokelberg: https://www.nilzbokelberg.de/

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  • Krieg in Israel und Gaza: Wie umgehen mit Bildern von Gewalt?

    Seit dem 7. Oktober, seit dem brutalen Terrorangriff der Hamas auf Israel, können wir den Krieg in Nahost live auf unseren Handys mitverfolgen. Videos und Bilder von Massakern, Raketenangriffen, Toten und Verletzten. Für manche Bilder gibt es auf sozialen Netzwerken wie Instagram Warnungen, bevor man sie sehen kann. Schwer ist es aber nicht, diese Warnungen zu umgehen - wenn man möchte. Wir fragen uns diese Woche: Müssen wir hinsehen, auch wenn es oft schwer zu ertragen ist? Oder dient das nur unserem Voyeurismus?

    Wir sprechen in dieser Folge mit dem Fotografen Daniel Etter. Er kennt die Situationen in Krisen- und Kriegsgebieten aus nächster Nähe. 2016 hat er den Pulitzerpreis gewonnen für eine Fotoserie von Geflüchteten aus dem Irak. Am 7. Oktober war er gerade für eine Reportage in der Ukraine unterwegs. Den Krieg in Nahost verfolgt er derzeit aus der Ferne. Er findet, die Aufgabe für professionelle Fotojournalisten sei, einen solchen Krieg zu kommunizieren: “Einfach zu erzählen, was passiert. Ob es emotionalisierend ist. Ob es dokumentierend ist.” Wenn er Fotos von Kolleg*innen aus Gaza sieht, dann sei das “der pure Horror”. Aber auch die Bilder, die die Hamas produziert hat, seien so brutal, dass er sie nicht einmal beschreiben möchte.

    Aber es gibt Kriegsbilder, die bei ihm Empathie auslösen. Bilder von professionellen Fotojournalist*innen, die nicht explizit sind: “Eines, das mir hängengeblieben ist, ist das einer Mutter in einem Krankenhaus, die auf dem Boden sitzt und ihr Kind in den Armen hält. Das Bild ist sehr grafisch, weil man das Kind nicht erkennt. Es ist eingehüllt in Tücher.” Bilder wie diese würden ihm näher gehen als Bilder, die Gewalt und Verletzungen zeigen.

    Wie geht ihr mit der Bilderflut aus Kriegs- und Krisengebieten um? Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de

    Hosts: Pia Masurczak & Christian Batzlen
    Showrunner: Kristine Harthauer

    Unser Podcast-Tipp:
    11KM: der tagesschau-Podcast zum Thema: “Nahost: Krieg der Bilder” https://www.ardaudiothek.de/episode/11km-der-tagesschau-podcast/nahost-krieg-der-bilder/tagesschau/12898241/

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  • Unlearning Krise: Können Brettspiele die Gesellschaft retten?

    Es ist ein weitverbreitetes Missverständnis, dass es beim Spielen einzig und allein um den Sieg geht. In Wahrheit eröffnen uns Brettspiele die Möglichkeit, die Welt und unser soziales Miteinander besser zu verstehen. Sie fordern heraus, sich in andere Perspektiven hineinzuversetzen, Konflikte zu meistern und mit Niederlagen umzugehen – eine fortwährende Lektion im Kleinen, die im großen gesellschaftlichen Kontext von unschätzbarem Wert ist.

    Unser Gast in dieser Episode, Prof. Dr. Jens Junge – ein führender Ludologe und Spielewissenschaftler. Er beleuchtet die prognostische Kraft der Brettspiele: "Oft sind sie der Gesellschaft einen Schritt voraus, schulen uns und rüsten uns für zukünftige Konflikte." Brettspiele unterhalten uns nicht nur, sie bereiten uns auf gesellschaftliche Veränderungen vor und haben erzieherischen Wert.

    Mit Jens Junge taucht Host Christian Batzlen ein in eine Runde „Mühle“ und entdeckt dabei die oft unterschätzten Fähigkeiten von Brettspielen. Mühle dient als Exempel für ein Spiel, das strategisches Denken, Voraussicht und Planungskompetenz fördert – Schlüsselqualifikationen, die weit über das Spielbrett hinaus von Bedeutung sind.

    "Spiele animieren uns dazu, neue Wege zu erkunden, besonders wenn wir als Kultur vor großen Herausforderungen stehen", erklärt Jens Junge. Diese Fähigkeit stärkt unsere Krisenfestigkeit. Spielen dient also nicht nur als Flucht vor der Realität, sondern als Trainingsfeld für Widerstandskraft – eine unverzichtbare Lektion für eine Gesellschaft, die zunehmend mit Krisen konfrontiert wird. "Systeme benötigen stetige Veränderung und Anpassung. Leben bedeutet Bewegung, und das gilt auch für das Spiel, selbst wenn es nur eine geistige Bewegung ist."

    In einer Welt, die oft von Krieg und Terror heimgesucht wird, kann die anhaltende Konfrontation mit Negativität das Lebensglück vieler Menschen trüben. Junge sieht im Spiel eine Strategie, mit diesen Herausforderungen umzugehen und den notwendigen Optimismus zu bewahren. Spiele fördern das Wohlbefinden und die Freude, stellen uns vor Herausforderungen und fördern soziale Wechselwirkungen. Sie sind ein Werkzeug, das in Krisenzeiten Resilienz unterstützt, anstatt zur bloßen Ablenkung zu verkommen.

    Was waren eure tiefen Spielerlebnisse? Welche Kraft seht ihr darin? Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!

    Host: Christian Batzlen
    Showrunner: Stephanie Metzger
    Sendungsmusik (Intro): Peter Gabriel „Games without Frontiers“

    Links zur Sendung:
    https://www.jens-junge.de/
    https://www.ludologie.de/
    https://www.fluter.de/heft87

    Unser Podcast-Tipp:
    WDR5 Politikum – Der Meinungspodcast
    https://www.ardaudiothek.de/sendung/wdr-5-politikum-der-meinungspodcast/46798088/

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  • KI-Fake-News in Bild und Ton: Droht uns die Infokalypse?

    Mitten drin im „Informationskrieg“ – nach dem Anschlag der Hamas in Israel hat die Menge an Fake-News in den Netzwerken eine nie da gewesene Qualität erreicht. Nachrichten werden für die einen selbst Kriegswerkzeug dank Manipulation.

    Von angeblichen Kidnapping-Videos palästinensischer Mädchen, über aus dem Kontext gerissene ägyptische Fallschirmspringer bis hin zu Cristiano Ronaldo angeblich mit einer palästinensischen Flagge im Stadion. Das stellt den Journalismus vor neue Herausforderungen, sagt Josha Weber, Journalist beim Fact-Checking Deutsche Welle: “So eine Flut an aus dem Kontext gerissenen Falschinformationen wie wir sie derzeit erleben, hat es so auch im Ukrainekrieg noch nicht gegeben. Wir kommen als Fakten-Checker gar nicht hinterher, wir können nur einen kleinen Teil davon analysieren.”

    „Wir müssen die Plattformen, auf denen Desinformationskampagnen stattfinden, noch stärker in die Verantwortung nehmen. Gerade Elon Musk versucht zurzeit X/Twitter wieder so zu führen wie 2008“, sagt Christian Katzenbach, Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG)

    Mit ihm gehen wir der Problematik um YouTube, Facebook, TikTok, Instagram, WhatsApp, Telegram und den vielen anderen Plattformen auf den Grund. “Die benutzen wir immer noch zu achtlos”, sagt Bernhard Pörksen, Medienprofessor Universität Tübingen, "Wir achten beim Medienkonsum bisher viel zu wenig auf die Quelle. Aber die Quelle einer Information ist das entscheidende Detail bei der Einordnung”

    Laut Josha Weber fordern manche sogar noch mehr: “KI-Experten sagen uns, wir müssen lernen umzudenken: Wir müssen in Zukunft davon ausgehen, dass das, was im Netz steht, erstmal nicht stimmt.” Der Manipulationsverdacht wird also künftig allgegenwärtig.

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    Host: Christian Batzlen
    Showrunner: Julian Burmeister
    Sendungsmusik (Intro): “The Great Debate” (Dream Theater)

    Links zur Sendung:
    https://www.nzz.ch/feuilleton/weltbilder-erschuettern-mit-arnold-schwarzenegger-oder-wie-man-desinformation-und-propaganda-wirksam-bekaempft-ld.1691236

    https://uni-tuebingen.de/forschung/zentren-und-institute/internationales-zentrum-fuer-ethik-in-den-wissenschaften/publikationen/blog-bedenkzeiten-alt/weitere-blog-artikel/schaden-deepfakes-wirklich-der-demokratie/

    https://www.boell.de/de/2020/10/12/fehlinformationen-verstehen-unsere-gesellschaft-unsere-technologie-wir-selbst

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  • Alles nur geklaut: Wie problematisch ist kulturelle Aneignung in der Musik?

    Das Konzert eines Didgeridoo-Spielers wird abgesagt. Es folgt, wie so oft, die mediale Empörung über eine vermeintliche Verbotskultur. An dem Fall sieht man: Die emotionale Diskussion um die kulturelle Aneignung lässt auch die Musikwelt nicht aus. Aber das Thema ist ambivalent, darum fragen wir uns möglichst differenziert: Wem gehört Musik? Und wann ist eine Aneignung wertschätzend, wann ist sie problematisch?

    Zu Gast:
    Tom Fronza, Didgeridoo-Spieler der Analogue Birds
    Sarah Farina, DJ, Produzentin und Aktivistin
    Keno Mescher, Musikjournalist

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    Host: Philine Sauvageot
    Showrunner: Julian Burmeister

    Links zur Folge:
    Doku über Little Richard: https://www.amazon.com/Little-Richard-I-Am-Everything/dp/B0BY4TYFC9

    Detroiter Techno-Ausstellung im MOMEM: https://momem.org/

    Jens Balzers Buch “Ethik der Appropriation”: https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/ethik-der-appropriation.html

    Die Band Analogue Birds: https://www.analoguebirds.com/

    Unser Podcast-Tipp: ICONIC - Modegeschichte mit Aminata Belli
    https://www.ardaudiothek.de/sendung/iconic-modegeschichte-mit-aminata-belli/94764438/

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  • Let’s Talk About Sex: Warum ist das so schwer?

    Wir wissen heute theoretisch alles über Sex und sind aufgeklärter als frühere Generationen. Pornos, Podcasts, Dokus, Serien wie “Sex Education” und, natürlich, das Internet: Wer Informationen sucht, der findet sie.

    Und trotzdem scheint die Verunsicherung dadurch manchmal sogar größer geworden zu sein. Studien legen sogar nahe, dass wir in Westeuropa heute weniger Sex haben als noch Anfang der 60er-Jahre.

    Woher kommt dieses Paradox: Mehr Infos, aber weniger Sex? Und vor allem: Wie lässt es sich auflösen? „Der allererste Schritt ist, dass Menschen es schaffen sich in Sachen Sex zu artikulieren“, sagt die Autorin Katja Lewina, „dass wir in unseren Partnerschaften reden. Das kommt zu kurz, denn viele Menschen haben dort eine große Sprachlosigkeit“. Katja hat in ihren Büchern mit fremden Männern und ihren Ex-Freunden über Sex gesprochen und sich über weibliche Sexualität Gedanken gemacht. Mittlerweile falle ihr das leicht, sagt sie. “Aber ich musste mich da richtig freikämpfen.”

    „Let’s Talk About Sex“ ist also Programm in dieser Folge und zu Wort melden sich auch der Soziologe Thorsten Benkel und Kevin Ebert vom BR Puls Sexpodcast „Im Namen der Hose“.
    Unser Podcast-Tipp: „Immer diese Bayern - Ein Podcast über bayerische Extrawürste“
    https://1.ard.de/Immer_diese_Bayern

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    Hosts: Pia Masurczak und Philine Sauvageot
    Showrunner: Julian Burmeister

    Links: https://www.br.de/mediathek/podcast/im-namen-der-hose-der-sexpodcast-von-puls/521
    https://www.dumont-buchverlag.de/buch/lewina-bock-9783832180065/

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  • Gewalt gegen Frauen: Wo bleibt die kollektive Wut?

    Jeden Tag versucht ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten, fast jeden dritten Tag gelingt es ihm. Wieso macht uns das als Gesellschaft nicht wütend? Wo bleibt die kollektive Wut? Die Podcasterin Kim Hoss hat ihre eigene Wut in Mut umgewandelt. “Als ich verstanden habe, dass ich wütend sein darf, war das befreiend'”, erzählt Hoss. Sie glaubt, dass aus der gemeinsamen Wut über die Verhältnisse Kraft und Solidarität entstehen kann.

    Seit 25 Jahren vertritt die Strafverteidigerin Christina Clemm Frauen, die von Gewalt betroffen sind, vor Gericht. Das Strafrecht sei ein wichtiges Mittel, aber längst nicht ausreichend, sagt sie. Denn die Gewalt an Frauen ist für sie ein Nebeneffekt unserer patriarchalen Gesellschaft, die diese Gewalt duldet.

    Unser Podcast-Tipp für diese Woche: “Bleib Mensch!” mit dem NDR-Journalisten Arne-Torben Voigts und der Theologin Petra Bahr. Sie sprechen darüber, wie wir mit Krieg, Krise, Klima und Inflation umgehen können. Wie können wir eine weitere Spaltung in der Gesellschaft verhindern? Und vor allem: Wie können wir Mensch bleiben? Das sind die Fragen im Podcast „Bleib Mensch!“ – den ihr ab jetzt in der ARD Audiothek findet: https://1.ard.de/bleibmensch2

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    Hosts: Kristine Harthauer und Philine Sauvageot
    Showrunner: Giordana Marsilio

    Links:
    Den Podcast “The Sirens Collective” von Kim Hoss und Lise van Wersch findet ihr auf zahlreichen Podcast-Plattformen, z.B. hier: https://open.spotify.com/show/32LUUtGzN6ZYcMtrs36Mhi

    Das “The Sirens Collective”-Archiv für Betroffene: https://www.thesirenscollective.com/

    Das Buch von Christina Clemm “Gegen Frauenhass”: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/gegen-frauenhass/978-3-446-27731-1/

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  • WM23: Was können Männer vom Frauenfußball lernen?

    Einiges können die Männerfußballer von Frauenteams abschauen. Die Spielerinnen geben sich in den Medien und auf ihren Profilen im Netz viel nahbarer, offener, persönlicher. Die Überinszenierung der Männer bleibt hier aus. Sei es bei TikTok, wo sie ungezwungen in die Kamera sprechen können oder bei Fernsehdokus, wo sie ihre Hobbys präsentieren oder Tränen über das Ende einer lesbischen Liebesbeziehung nicht zurückgehalten werden. Ist das ein Gegenentwurf zu den männlichen Fußball-Stars, die vor Sportwagen ihre gestählten Körper präsentieren? Oder doch nur wieder ein Geschlechterstereotyp?

    Jörg-Uwe Nieland findet, es sei erfrischend und interessant, Fußballprofis mit Ecken und Kanten zu erleben. Der Soziologe und Kommunikationswissenschaftler forscht zur medialen Darstellung des Frauenfußballs und hat zusammen mit Daniela Schaaf das Buch “Die Sexualisierung des Sports in den Medien” herausgebracht. Derzeit schreibt er an einer internationalen Studie, wie sich verschiedene Länderteams inszenieren. “Die Deutschen Spielerinnen sind in der Medienarbeit weit vorne und treten für Diversität ein”, erzählt er in dieser Folge “Was geht, was bleibt”. Und dies ist auch eine große Chance für den Männerfußball.

    Solch ein Identifikationspotenzial brächte auch den überinszinierten Männerfußball wieder näher an die Fans. Man brauche Typen, die auch anecken, die auch mal eine politische Meinung äußern. “Was wir derzeit bei den Fußballerinnen in Australien und Neuseeland sehen, ist ein richtiger Schritt, auch in der Selbstvermarktung”, analysiert er.

    Unser Podcast-Tipp für diese Woche: “Der KI-Podcast” mit Marie Kilg, Gregor Schmalzried und Fritz Espenlaub. In der riesigen Flut an Informationen und Sorgen, die das Thema betreffen stellen sie sich den großen und den kleinen Fragen, die künstliche Intelligenz betreffen: https://1.ard.de/der_ki_podcast

    Wie nehmt ihr den Unterschied in der Wahrnehmung von Spieler und Spielerinnen wahr? Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!

    Hosts: Christian Batzlen
    Showrunner: Pia Masurczak

    Links: Daniela Schaaf / Jörg-Uwe Nieland. “Die Sexualisierung des Sports in den Medien”
    https://www.halem-verlag.de/produkt/die-sexualisierung-des-sports-in-den-medien/

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  • Düstere Science-Fiction: Führt uns die KI wirklich in die Apokalypse?

    Warum so negativ? Warum zeichnet Science-Fiction immer ein eher dystopisches Bild von der Zukunft? Die Künstliche Intelligenz spielt dabei selten die Rolle des romantischen Helden. Können wir über KI also nur im Apokalypse-Modus nachdenken?

    Isabella Hermann ist Politikwissenschaftlerin und Speakerin auf dem Gebiet der Science-Fiction. Sie meint, die düsteren Geschichten voller Weltzerstörung hätten mit Sehgewohnheiten zu tun: “Vor allem bei Kinofilmen und Blockbustern ist es eine Erwartungshaltung.” Das falle in die Kategorie “disaster porn” und sage mehr über uns Menschen aus als über die Technik selbst.
    Mit welchen Folgen? “Bestimmte Bilder sacken ins kollektive Gedächtnis ein”, sagt Hermann. Da sei zum einen das rote Auge von HAL 9000, dem Bordcomputer aus Stanley Kubricks Film “2001: Odyssee im Weltraum” oder auch die Terminator-Fratze des von Arnold Schwarzenegger verkörperten Androiden.

    Problematisch sei auch, dass die KIs im Trainingsprozess selbst wieder mit den Mensch-gegen-Maschine-Plots gefüttert werden. “Es liegt genau an diesen fiktiven Geschichten, die jetzt real werden, weil die KI-Systeme sie wiederholen.” Der problematischen Silicon-Valley-Ideologie “move fast and break things” könne man nur Bildung und Aufklärung entgegensetzen. Insgesamt appelliert Hermann aber daran, pragmatisch zu bleiben: “Vielleicht ist wirklich das Problem, dass uns die KI irgendwann einmal auslöschen möchte. Dann lag ich falsch. Oder wir gucken lieber, um was ich mich jetzt kümmern muss, denn wir leben ja schon mit KI.”

    Zum Glück gibt es Ausnahmen! Isabella Hermann hat einen Lesetipp für uns, mit einer positiven KI-Figur. Sie empfiehlt den Roman “Pantopia” von Theresa Hannig.

    Welche KI-Figur gefällt euch am besten? Habt ihr weitere Themen oder Feedback? Schreibt uns an kulturpodcast@swr.de.

    Links zur Folge:
    Theresa Hannigs Roman “Pantopia”:
    https://www.fischerverlage.de/buch/theresa-hannig-pantopia-9783596706402

    Isabella hat eine Einführung in das Science-Fiction-Genre geschrieben: https://www.junius-verlag.de/Programm/Zur-Einfuehrung/Science-Fiction-zur-Einfuehrung.html

    Isabella Hermanns Science-Fiction-Hörspielpodcast "Das was Morgen": https://1.ard.de/das_war_morgen_cp

    Hosts: Christian Batzlen und Pia Masurczak
    Showrunner: Philine Sauvageot

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  • Nach dem AfD-Wahlsieg in Sonneberg: Was kann Kultur gegen Rechts ausrichten?

    Und wieder ist das Entsetzen groß, weil die AfD ihre politische Macht ausbauen konnte: Robert Sesselmann ist nun der erste Landrat der AfD in Deutschland, im südthüringischen Sonneberg.
    Monchi, Frontmann der Punkband Feine Sahne Fischfilet, kann sich darüber nur wundern: „Das hat sich seit Jahren angebahnt. Keiner, der sich mit rechten Strukturen beschäftigt, war überrascht.” Seine Band also auch nicht, denn die engagiert sich seit mehr als einem Jahrzehnt gegen Neonazis. Die sind genau dort besonders stark, wo Feine Sahne Fischfilet herkommt: auf dem Land in Mecklenburg-Vorpommern.
    Monchi und seiner Band geht es vor allem darum, die Aktiven vor Ort zu stärken und zu zeigen: Hey, ihr seid nicht allein in eurem Engagement gegen Neonazis. Und da könne, erzählt er im Gespräch, Musik richtig viel bewirken. Das merke die Band zum Beispiel beim Festival “Wasted in Jarmen”, das sie ins Leben gerufen hat - auch, weil es sonst bislang viel zu wenig Kulturangebote in der Region gebe: “Es gibt an so vielen Orten nicht mal mehr einen Jugendclub. Und die Rechten gehen da gezielt rein.”
    Ein Aufschrei wie jetzt nach der Landratswahl in Sonneberg sei nicht genug, sagen Monchi und auch Romy Arnold von der Mobilen Beratung für Thüringen und gegen Rechtsextremismus MOBIT. Die Zivilgesellschaft vor Ort müsse permanent unterstützt werden, nicht nur kurz vor Landtagswahlen, wenn alle einen Wahlsieg der Rechten fürchten, fordert Monchi: „Wir spielen seit Jahren Konzerte gegen Rechts, immer als Feuerwehr und ständig brennt es irgendwo. Manchmal reicht die Kraft einfach nicht mehr.”
    Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!
    Hosts: Kristine Harthauer und Philine Sauvageot
    Showrunner: Pia Masurczak

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  • Vinyls, Buffalos und Synthesizer: Warum sind wir gerade so nostalgisch?

    Die 80er und 90er Jahre sind zurück! Scheint zumindest so, wenn man aktuelle Musik hört oder Trends auf der Straße sieht. Und auch Apache 207 singt: “Ich seh' aus wie die Nineties, sie kriegt Daddy-Issues”. Aber woher kommt die Lust an der vergangenen Zeit? War früher wirklich alles besser? Oder reden wir uns die schnelllebige, digitale Gegenwart voller Krisen und Unsicherheiten schön?

    Dass wir uns eher an positive Zeiten als an die negativen erinnern, bestätigt uns Monika Schönauer, sie ist Professorin für Neuropsychologin an der Uni Freiburg: “Je schlechter die Zeiten, desto mehr hat man einen Hang zur Nostalgie. In der Psychologie sagt man, Nostalgie ist ein Gefühl: Und wir können Erinnerungen abrufen, die dieses Gefühl auslösen.”

    Pop-Experte und Autor Jens Balzer ist gerade aus den 90er-Jahren quasi wieder aufgetaucht: Er hat sich für sein neues Buch intensiv mit dem Jahrzehnt beschäftigt. Mauerfall, Ende des Kalten Krieges, das Ende der Geschichte: Es sie keine Überraschung, dass sich gerade viele nach den 90er-Jahren sehnen: “Die große Kriegsbedrohung, unter der man in den 80er-Jahren litt, war vorbei. Junge Menschen kamen ganz anders zusammen und feierten.” Diese Lust an Party habe zum Beispiel den Geist Berlins geprägt, der bis heute anhält.

    Aber natürlich war früher eben nicht alles besser und Nostalgie hat nicht nur ihre schönen Seiten: Rechtspopulistische Politiker verklären gern die alten Zeiten und für viele, insbesondere queere Menschen, Frauen oder People of Colour waren die “guten alten Zeiten” oft alles andere als gut. Und es gebe natürlich auch ein kapitalistisches Interesse daran, die vergangenen Jahrzehnte zu verwerten, sagt Balzer: “Dass Serien wie Stranger Things gerade so populär sind, liegt auch daran, dass das die Generation der Boomer sei, die genug Geld hat, um zum Beispiel in die passenden Fashion-Items zu investieren.” Worin sich alle vier einig sind: Corona-Mottopartys in dreißig Jahren? Sie werden kommen!

    Welches Jahrzehnt ruft bei euch nostalgische Gefühle hervor? Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!

    Host: Pia Masurczak und Christian Batzlen
    Showrunner: Kristine Harthauer

    Jens Balzers Buch über die 90er-Jahre: “No Limit. Die Neunziger - Das Jahrzehnt der Freiheit” https://www.rowohlt.de/buch/jens-balzer-no-limit-9783737101738

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  • Dragqueens erobern die Popkultur: Mehr Mainstream, weniger Hass?

    Erst haben sich Dragqueens über ihr Make-Up amüsiert, dann hat die Schauspielerin Melissa McCarthy doch noch weltweit die Fans von sich überzeugt: als Meereshexe Ursula im Kinofilm “Arielle, die Meerjungfrau”. Ihre Figur soll von der Dragqueen-Ikone Divine inspiriert sein. Aber wie so oft bei Disney: Die queeren Rollen sind Bösewichte.
    Was immer noch besser sei als gar keine queeren Menschen in der Popkultur zu haben, meint der Soziologe Jeff Manners. Dass die Dragkultur längst auch positiv den Mainstream prägt, betont die Dragqueen Betty BBQ aus Freiburg. Ihr Markenzeichen ist der Schwarzwald-Bollenhut. „Angekommen sind wir definitiv“, sagt sie. Was nicht gleichzusetzen sei mit sozial akzeptiert.
    Drag-Kultur im Mainstream bedeutet nicht automatisch weniger Hass und Hetze gegen queere Menschen. Besonders in den USA tobt ein Kulturkampf: Ein Dutzend republikanisch geführter Bundesstaaten wollen Drag-Shows gesetzlich verbieten. Und in München platzt die CSU vor Wut über eine Kinderbuchlesung mit einer Dragqueen. “Populisten haben erkannt, dass man aus queeren Themen politisches Kapital schlagen kann, indem man Minderheiten zu Sündenböcken macht“, sagt Jeff Mannes. Für Betty BBQ eine beängstigende Entwicklung: „Ich habe mich die letzten 20 Jahre nie in einem Kulturkampf gesehen. Auf einen Schlag ist das anders, das belastet mich sehr.“
    Diese Gleichzeitigkeit von Emanzipation und Repression - sie ist nicht neu, wie der Blick in die Geschichte zeigt. Der Historiker Benno Gammerl zieht mit uns Parallelen zum Deutschland der 1920er Jahre.
    Habt ihr auch schon alle Staffeln der Serie „Pose“ über die Ballroom-Szene gesehen, irgendwann mal zu Madonnas „Vogue“ getanzt und sucht noch mehr Inspiration zum Thema? Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!
    Hosts: Kristine Harthauer und Philine Sauvageot
    Showrunner: Stephanie Metzger
    Benno Gammerls Buch “Queer. Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute”: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/queer/978-3-446-27607-9/
    Die fünfteilige SWR-Dokuserie “Drags of Monnem”: https://www.ardmediathek.de/serie/drags-of-monnem/staffel-1/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9zZGIvc3RJZC8xNTMw/1

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  • Sieben Stunden Bildschirmzeit: Geht Leben noch analog?

    Mehr als acht Stunden am Smartphone, dazu 270 Mitteilungen - und das an einem einzigen Tag! Christian muss ganz schön schlucken, als er seine Handyzeit prüft. Und auch Pia würde das Handy gern öfter daheim liegen lassen. Nur leider ist das Smartphone im Alltag nicht mehr wegzudenken: Im Café gibt es das Menü nur über einen QR-Code, das Handy lotst einen durch die Stadt, es ersetzt die Uhr und auch immer öfter die EC-Karte: Ohne es zu hinterfragen, ist das Smartphone für viele der erste Gegenstand, den sie morgens in die Hand nehmen und abends aus der Hand legen. Ist Offline also der neue Luxus?

    Der Buchautor und Politikwissenschaftler Andre Wilkens setzt auf einen “analogue Friday”: “Das ist ein Tag im Büro, an dem ich nicht am Computer und am Smartphone arbeite. Ich kann den ganzen Tag Sachen erledigen und bin nicht abgelenkt durch E-Mails oder Messenger.” Aber Wilkens weiß auch, dass man sich diesen Luxus leisten muss. Darüber schreibt er in seinem Buch “Analog ist das neue Bio”: “Menschen, die ärmer sind, müssen digital sein. Sie müssen digitale Deals machen und dafür mit ihren Daten bezahlen. Und die, die es sich leisten können, können digitale Retreats machen und alle Geräte abschalten.” Er plädiert für mehr Balance zwischen digital und analog.

    Dass mehr Digitalisierung das Leben nicht unbedingt einfacher macht, das beobachtet Rena Tangens, Internetpionierin und Gründerin des Vereins ”Digitalcourage”: “Uns wird sehr viel Arbeit aufgebürdet. Wir müssen uns mit schlechter Software und den Geräten auseinandersetzen, damit auf der anderen Seite gespart wird.” Auch Pias Mama, unser Special Guest der Folge, macht das Sorgen: Wenn bei der Post oder im Bahnhof künftig nur Apps und keine Menschen weiterhelfen. “Daran möchte ich mich gar nicht erst gewöhnen.”

    Wie viel Bildschirmzeit habt ihr durchschnittlich? Oder fällt es euch leicht, mal eine Weile offline zu sein? Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de.

    Hosts: Pia Masurczak und Christian Batzlen
    Showrunner: Kristine Harthauer

    Tipps, um weniger zum Handy zu greifen, hat der Neurologe Martin Korte: “Frisch im Kopf” heißt sein Buch. Es ist bei DVA erschienen.

    Und wie die digitale Revolution unser Leben in Zukunft verändern wird, darüber denkt Andre Willkens in “Analog ist das neue Bio. Eine Navigationshilfe durch unsere digitale Welt” nach. Erschienen bei Metrolit.

    Wer genervt ist vom Digitalzwang im Alltag, also von Läden und Anbietern, bei denen nichts mehr geht, ohne eine App und ohne Daten, der kann das hier melden: https://civi.digitalcourage.de/digitalzwangmelder

    Hier noch ein Podcast-Tipp aus der Redaktion: In "nicht witzig - Humor ist, wenn die anderen lachen" spricht der Journalist und Autist Manuel Stark mit den witzigsten Menschen Deutschlands - und bringt sie in so manche Erklärungsnöte: https://www.ardaudiothek.de/sendung/nicht-witzig-humor-ist-wenn-die-anderen-lachen/12662427/

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  • So viele Drake-Fakes: Wie verändert KI die Musik?

    Na, erkannt? Das Bild zu dieser Folge ist fake. Eine Künstliche Intelligenz sollte für uns hier den Rapper Drake darstellen. Der kann von solchen Spielereien ein Liedchen singen. Mit seiner Stimme wird gerade besonders viel experimentiert. Etwa im Song “Heart on my sleeve” des Produzenten Ghostwriter997 rappt nicht Drake, sondern eine täuschend echt klingende KI-generierte Stimme.

    Der KI-begeisterte Musiker und Produzent Stefan Harth glaubt, Drakes roboterartige Stimme biete sich für ein KI-Imitat geradezu an: “Eine KI kann mit solch einer glatt gebügelten Stimme gut arbeiten.” Die KI-Songs gehören für ihn in die Kategorie “Fanfiction”: Hartgesottene Fans bringen die guten alten Zeiten ihrer Idole wieder zurück.

    Ein ernstes Problem ist und bleibt der Schutz der Urheberrechte. Das kennt Dr. Tobias Holzmüller nur zu gut als Leiter der Rechtsabteilung bei der GEMA: “Normalerweise schafft eine KI immer etwas Neues. Wenn aber ganze Harmonie-Sequenzen übernommen werden, handelt es sich um ein Plagiat.” Die Stimme hingegen sei vom Persönlichkeitsrecht geschützt. Ganz ausgeliefert ist man dem Stimmenklau also nicht.

    Und dann haben wir extra für diese Folge einen eigenen Rap-Song mithilfe von KI produziert! Der ist (fast) hitverdächtig!

    Wenn ihr weitere Themen oder Feedback habt, mailt uns an kulturpodcast@swr.de.

    Hosts: Kristine Harthauer und Philine Sauvageot
    Showrunner: Christian Batzlen

    Hörtipps:
    Ghostwriter997 - “Heart on my sleeve” https://youtu.be/_iYU9h7FEw0
    AllttA - “Savages” https://youtu.be/y7r6PAkFRfU
    Anleitung für alle, die selbst einen KI-Song produzieren wollen: https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/ki-und-musik-wie-man-mithilfe-von-ki-einen-rap-song-schreibt-100.html

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  • Pilze, LSD und ihre bunten Versprechen: Wohin führt uns der Hype um psychedelische Substanzen?

    Psychedelische Retreats sind gerade so populär, dass sogar Schauspielerin und Wellness-Guru Gwyneth Paltrow dafür wirbt. Dabei geht es nicht um den Konsum von MDMA oder Magic Mushrooms für das reine Vergnügen. Stattdessen soll das Bewusstsein so geweitet werden, dass Traumata und Ängste verarbeitet werden können.

    „Ich bin mir nicht sicher, ob das doch ein Hype ist, der in fünf bis sechs Jahren durch sein könnte“, sagt, trotz des medialen Rummels, Robert Feustel, Experte für die Kulturgeschichte von Rausch und Drogen. Viele Besucher*innen nutzten solche Retreats als Methode zur Selbstoptimierung, um den alltäglichen Wahnsinn der Leistungsgesellschaft zu kompensieren. “Aber wir sollten nüchterne Wege finden, die egozentrische kapitalistische Ausbeutungswelt zu verändern.“

    In der Geschichte sei die Kontrolle des Drogenkonsums nie eine Frage des Gesundheitsschutzes gewesen, meint Feustel. Es sei dabei, vor allem in den USA, immer um die Gängelung von Minderheiten und Jugendkulturen gegangen. In der Debatte um den neuen Hype um Psychedelika sei es also mindestens genauso wichtig, langsam von einer Stereotypisierung aller Drogenkonsumenten wegzukommen: “Wichtig ist, ein anderes Reden über Drogen in der Gesellschaft zu etablieren.“

    Für psychiatrische Behandlungen könnte die Rückkehr der Psychedelika aber sehr wohl positive Folgen haben. Bereits in den 60er- und 70er-Jahren habe man die positiven Effekte von LSD oder MDMA auf psychisch Erkrankte erforscht, erklärt Feustel.

    Vielleicht gibt es sie also doch, die schöne neue Welt der Psychedelika?

    Schreibt uns mit Anregungen, Kritik und Themenideen an kulturpodcast@swr.de.

    Hosts: Christian Batzlen und Pia Masurczak
    Showrunner: Giordana Marsilio

    Die Kiyumi-Retreats von Amit Elan in den Niederlanden könnt ihr euch hier anschauen http://Kiyumi.org

    Der psychedelic turn, geht’s dabei um Ekstase oder Kommerz? Philipp Hanske im Interview zu seinem aktuellen Buch „Ekstase der Gegenwart”, geschrieben zusammen mit Benedikt Sarreiter: https://www.swr.de/swr2/literatur/neues-buch-ekstase-der-gegenwart-ekstase-ist-ein-zustand-der-allen-menschen-vertraut-ist-100.html

    In Deutschland ist der Hype noch nicht ganz so angekommen, wie in den USA. Immerhin, auch hier gibt es Bewegung in Sachen Legalisierung von Cannabis. Robert Feustel zur Legalize it-Debatte findet ihr hier im Interview: https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/verbote-bauen-ein-mysterium-rund-um-drogen-auf-cannabis-legalisierung-kommt-100.html

    Das Buch von Robert Feustel, „Ein Anzug aus Strom”, findet ihr hier: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-09575-8

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  • Nieder mit dem Patriarchat: Heiratet ihr noch oder kann das weg?

    Die Ehe war früher vor allem eine Versorgungsgemeinschaft, erst mit der Zeit wurde die Institution mit dem Ideal der romantischen Liebe aufgeladen. Und heute? Muss man nicht mehr heiraten, um zusammenzuleben und Kinder zu bekommen. Die Scheidungszahlen steigen ohnehin seit Jahrzehnten.

    Also könnte man die Ehe gleich ganz abschaffen? Das fordern gerade eine ganze Reihe von Autor*innen, darunter Emilia Roig. Für sie ist die Ehe eine patriarchale Institution, die Geschlechterungerechtigkeiten zementiert.

    Die Dramaturgin und Podcasterin Felizitas Stilleke war verheiratet und ist geschieden. In einem Radio-Feature hat sie ihre Trennung und die damit verbundenen Schuld- und Schamgefühle beschrieben.

    Sie sagt: „Liebe und Verantwortung sind viel mehr als partnerschaftliche Liebe. Es gibt so viele Formen von Lieben und Zusammenleben wie es Menschen gibt.“ Sie hätte sich bei der Scheidung statt des Stigmas und der Bürokratie ein bisschen mehr Tüll und Romantik gewünscht. „Der Staat könnte sich ja auch bei mir bedanken, dass ich für eine gewisse Zeit Verantwortung für einen anderen Menschen übernommen habe.“

    Wie ist es bei euch: Heiraten oder lieber nicht? Oder gibt es für euch eine dritte Lösung? Schreibt uns mit Anregungen, Kritik und Themenideen an kulturpodcast@swr.de.

    Hosts: Kristine Harthauer und Philine Sauvageot
    Showrunner: Pia Masurczak

    Felizitas' Feature „Das Sakrament der Scheidung“ könnt ihr hier nachhören:
    https://www.hoerspielundfeature.de/feature-das-sakrament-der-scheidung-100.html

    Ein Interview mit Emilia Roig zu ihrem aktuellen Buch „Das Ende der Ehe“ findet ihr hier:
    https://www.swr.de/swr2/literatur/die-ehe-ist-ein-patriarchales-unterdrueckungselement-emilia-roigs-neues-buch-das-ende-der-ehe-100.html

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  • Schon wieder Bankenkrise: Wie erzählen wir vom Finanzkapitalismus?

    Die Crédit Suisse muss gerettet werden, die First Republican Bank steht kurz vor der Pleite und wir fragen uns: Haben wir aus 2008 gar nichts gelernt? Vielleicht liegt das auch daran, dass wir keine guten Erzählungen vom Finanzkapitalismus haben. Gierige Banker wie in “Wall Street” oder “Money Monster” kann man schnell als amoralisch verurteilen, aber wer versteht eigentlich das System dahinter? CDOs, subprime, Anleihen oder Kapitaldeckung, das sind Begriffe, die eigentlich mehr verschleiern als erklären. Wie könnte also eine zeitgemäße Erzählung von Finanzmärkten und ihrem Einfluss auf unser aller Leben aussehen?

    Selbst die langjährige ARD-Börsenkorrespondentin Dorothee Holz sagt: Die Finanzwirtschaft ist so abstrakt, dass es für Journalist*innen schwer ist, die Auswirkungen von fallenden oder steigenden Börsenkursen wirklich begreifbar zu machen.

    Da haben Spiel- und Dokumentarfilme vielleicht bessere Chancen: Die Filmemacherin Carmen Losmann hat mit ihrer Doku “Oecomonia” (2020) versucht, unserem Wirtschaftssystem auf den Grund zu gehen - und dabei auch neue Bilder und Geschichten zu finden: “Wir sind oft sehr eingeschränkt in unseren Erzählungen über Wirtschaftssysteme. Die klassische Dramaturgie hilft uns nicht, das System zu verstehen.”

    Habt ihr Fragen, Anregungen oder Kritik? Dann her damit, am besten per Mail an kulturpodcast@swr.de

    Hosts: Christian Batzlen und Pia Masurczak
    Showrunner: Stephanie Metzger

    Hier noch ein Podcast-Tipp aus der Redaktion: https://1.ard.de/tee-mit-warum-podcast
    In "Tee mit Warum" diskutieren Denise M'Baye und Sebastian Friedrich die großen philosophischen Fragen: Was gibt uns Sinn? Wann fühlen wir uns sicher? Kann Sprache gerecht sein? Jeden zweiten Donnerstag in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

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  • Sensitivity Reading: Sollen wir verletzende Literatur umschreiben?

    In einem der Kinderbücher des britischen Autors Roald Dahl statt fett heißt es nun kräftig, James Bond soll in der Neuauflage der Romane nicht mehr so sexistisch sein: Ist das Zensur oder zeitgemäß? Und was macht diese Debatte mit unserem Verständnis von Literatur und Autorschaft?

    “Es gibt Editionswissenschaften, wenn ich die Texte wirklich so lesen will, wie sie ursprünglich erschienen sind, kann ich das machen”, sagt Aşkın-Hayat Doğan. Er ist professioneller Sensitivity Reader, jemand der Bücher mit Blick auf Stereotype und realistische Darstellungen lektoriert - immer nur als Vorschlag, nie als Vorschrift. “Literatur darf immer noch alles.” Aber er betont auch: “Literarische Originalität ist nicht wichtiger als die Verletzung, die der Text bei anderen anrichtet.”

    Wenn es um Änderungen an bereits publizierten Texten geht, ist Jens Jessen, ehemaliger Literaturchef der ZEIT, kritischer: “Natürlich dürfen scheußliche Gestalten in Romanen oder Theaterstücken auftauchen. Auf die Spitze getrieben hieße das sonst, wir landen wieder bei einer strengen Zensur wie im 17. Jahrhundert.” Die Autor*innen hätten vor 100 oder 200 Jahren eben nicht so geklungen wie wir heute.

    Also alles eine aufgeblasene Debatte oder doch ein Problem für die Kunstfreiheit? Hört rein und bildet euch selbst eine Meinung!

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SWR Kultur